Die Katholiken in Wasserburg, Bodolz und Nonnenhorn (Landkreis Lindau) sind geschockt: Sie haben keinen Pfarrer mehr. Weil er sich verliebt hat und mit einer Frau zusammenleben möchte, hat Martin Steiner jetzt sein Priesteramt niedergelegt.
Das bischöfliche Ordinariat kümmert sich um die Nachfolge. 'Die meisten sagen: Warum dürfen Priester nicht heiraten?', gibt Wasserburgs Kirchenpfleger Hans Köberle die Stimmung der Katholiken der Pfarreiengemeinschaft wieder. Niemand habe damit gerechnet, alle seien überrascht worden. Jetzt blühten die Gerüchte. Deshalb treffen sich die ehrenamtlich Tätigen an diesem Donnerstag, um zu besprechen, wie es weitergehen soll. Wie Köberle zeigt sich auch Wasserburgs Pfarrgemeinderatsvorsitzender Harald Kraus 'sehr bestürzt', denn Steiner sei ein sehr, sehr beliebter Pfarrer gewesen: 'Ein Pfarrer, wie man ihn sich besser einfach gar nicht vorstellen kann.'
Kraus findet nur lobende Worte über den 44-Jährigen: 'Ein wunderbarer Mensch hat uns verlassen.' Während andernorts vor einem solchen Schritt eines Pfarrers monatelange Gerüchte durch die Gemeinden gewabert sind, versichern alle, das sei bei Steiner nicht der Fall gewesen. Umso mehr waren die Gläubigen überrascht, als vor einer Woche nicht Steiner, sondern Domvikar Christoph Hänsler die Gottesdienste gefeiert hat. Am Ende verlas der Leiter der Personalabteilung Priester eine Erklärung: 'Pfarrer Martin Steiner hat vor kurzem mitgeteilt, dass er das priesterliche Amt niederlegen möchte.
Grund ist seine Beziehung zu einer Frau. Auf seine Bitte hin wurde er deshalb mit Wirkung vom heutigen Sonntag von seinem Dienst als Priester freigestellt.' Bischof bedauert Entscheidung Bischof Konrad Zdarsa und die Verantwortlichen in der Diözese bedauern laut dieser Erklärung Steiners Entscheidung. 'Er hat seinen Dienst als Priester immer mit großem Engagement ausgeübt. Umso mehr wünschen wir ihm für seine Zukunft alles Gute und Gottes Segen.' Zdarsa dankt Steiner für seinen Einsatz in elf Jahren als Pfarrer in Wasserburg. Das Bistum will nun die Nachfolge regeln, was aber nicht so schnell gehen wird.
Deshalb setzt man zunächst für ein Jahr auf Aushilfspriester und Ruhestandsgeistliche. Martin Steiner selbst war nicht zu erreichen. Wer seine weiteren Ämter übernimmt, ist noch offen. So war Steiner unter anderem seit vier Jahren Prodekan und als Geistlicher im Vorstand der Caritas.