Er trägt weder Schwert noch Rüstung. Und auch keinen Helm. Dennoch ist er ein Ritter. Der Augsburger Weihbischof Dr. Anton Losinger gehört seit zehn Jahren zum päpstlichen Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Rund 80 Mitglieder dieses Ordens versammeln sich am Samstag, 15. September, in Lindau – Damen und Ritter, weltliche wie geistliche Vertreter. Auch wenn das Schwert nicht mehr zu ihrem Gewand gehört, ganz ohne Bedeutung ist es für die Mitglieder des Ritterordens jedoch nicht.
Denn zur Aufnahme in den Ritterorden gehört – wie man das von den englischen Sirs kennt – der Ritterschlag. Das gilt zumindest für die weltlichen Ritter. Den geistlichen Vertretern wird als Aufnahmeritual der lange, elfenbeinweiße Ordensmantel mit dem fünffachen roten Jerusalemkreuz unter der linken Schulter übergeben.
Kampfturniere, Kreuzzüge, tollkühne Helden – das sind in etwa die Begriffe, die mit dem Rittertum in Verbindung gebracht werden. 'Das ist es aber nicht', sagt Weihbischof Losinger über den Ritterorden. Für ihn sei es anfangs 'sonderbar' gewesen, einem Ritterorden anzugehören.
Doch die Intention hat ihn letztendlich überzeugt: Aufgabe des Ordens ist, die Christen im Heiligen Land – im Zentrum des christlichen Glaubens – zu unterstützen. Sowohl spirituell als auch finanziell und materiell, um ihnen dort eine Lebensperspektive zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr etwa gingen unter anderem Spenden an eine Mädchenschule im Palästinensergebiet.
Eine Mitgliedschaft im Ritterorden kann man nicht beantragen oder sich darum bewerben. Die Aufnahme in den Ritterorden wird dem Kandidaten angetragen. 'Die Voraussetzung ist, dass er katholischer Christ ist', sagt der Augsburger Weihbischof Losinger.
Er muss ein christliches Leben führen und versprechen, dass er täglich im Sinne des ritterlichen Ordens betet, an der spirituellen Gemeinschaft teilnimmt und bereit ist, die Gläubigen im Heiligen Land tatkräftig zu unterstützen. Die Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag, 'der geringer als in einem Golfklub, aber höher als im Schützenverein ist', so Losinger. Außerdem werden von ihnen Weihnachts- und Karfreitagsspenden erbeten.
'Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen' gehören dem Orden an. Lehrer, Anwälte, Musiker, Hoteldirektoren, zählt der Weihbischof auf.
Darunter beispielsweise Hubert Lepperdinger, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Schwaben und lange Jahre Direktor am Gymnasium Lindenberg (Kreis Lindau) und am Allgäu Gymnasium in Kempten. Auch der Chef der Augsburger Domsingknaben, Reinhard Kammler, und der Direktor des berühmten Hotel Platzl in München, Folker Müller, gehören zum Ritterorden.
Auch weibliche Mitglieder – die Damen – sind willkommen. Sie tragen schwarze Schleier und schwarze Mäntel; ebenfalls mit dem roten Jerusalemkreuz, das an die fünf Wunden Christi erinnert.
Beim Bodenseetreffen wird Weihbischof Losinger den Pontifikalgottesdienst zelebrieren. Ihm zur Seite steht der frühere Augsburger Dompfarrer Prälat Konrad Hölzl, der sich in Lindau zur Ruhe gesetzt hat und das Treffen mitorganisiert.