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Tage und Nächte ohne Ordnung

Lesung

Tage und Nächte ohne Ordnung

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    Tage und Nächte ohne Ordnung
    Tage und Nächte ohne Ordnung Foto: Maria Luise Stübner

    Tief eintauchen in die Welt der Allgäuer Sagen und Mythen konnten rund 70 Besucher bei einer Veranstaltung des Heimatvereins Weiler im Kornhaus. Bärbel Bentele, Kräuter- und Sagenkundige vom Hahnschenkel (Stiefenhofen-Genhofen), machte den Abend zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Musikalisch zur Seite stand ihr Gerhard Heckert an der Veeh-Harfe.

    Bei Kerzenlicht nahm sie die Zuhörer mit in die Adventszeit, die dunkle Zeit des Jahres, in die Lostage und -nächte, um die sich Legenden ranken. So die Andreasnacht (29. auf 30. November), die für Verliebte ein gutes Datum ist.

    Und wenns der Andreas nicht geschafft hat, einem den ersehnten Partner herzubringen, dann tuts der Nikolaus, weil auch das zu seinen Aufgaben gehört. Aber halt eben nur, wenn man sich die Mühe macht, auch ein vermeintlich unwichtiges Geschenk wert zu schätzen. "Was an den Geschichten so schön ist: Man tut was, man handelt", erläuterte Bentele.

    Die Raunächte (24./25. Dezember bis 5./6. Januar) "sind freie Däg und Nächt", so Bentele zu den zwölf Tagen, die zwischen Sonnen- und Mondjahr liegen, in denen die Ordnung aufgehoben ist. Freie Tage für Natur, Erde und Himmel, in denen der Mensch besser in sich geht als aus. "Und in der Nacht gehörst eigentlich heim", lautete ihr Rat. Schließlich herrschen in den Raunächten die Perchten, ist eine wilde Jagd unterwegs. In der Sage von Stempa wurde deutlich, wie radikal die Mittel sind, wenn der Wintergöttin (sie hat viele Namen) etwas gegen den Strich geht.

    Dass diese Tage zum Deuten fürs kommende Jahr genutzt werden, dass keine Wäsche draußen aufgehängt werden soll, wussten einige im Publikum. Auch das Spinnen ist verboten. Was früher den Nebeneffekt hatte, das die Mägde in dieser Zeit auch mal ausspannen konnten. Im Allgäuer, dem Bergler, sei das Magische ebenso verhaftet wie der katholische Glaube und der Animismus (Beseeltheit aller Dinge), erklärte Bentele. Im Wort Brauchtum stecke auch das Brauchen.

    Harz wird zu Gold

    In der Perchtennacht (5. auf 6. Januar) wird das Haus ausgeräuchert. "Wacholder ist gut, Engelwurz fürs Licht und ein bisschen Beifuß", so die Kräuterfrau. Dazu kommen die Gaben der Heiligen drei Könige: Weihrauch, Myrrhe und Fichtenharz, das zum Gold wird.

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