Theaterfestival: Riesenapplaus für Gerhard Polt beim Theaterfestival in Isny

6. August 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Matthias Becker

Einen Auftakt nach Maß konnten die Besucher des Theaterfestivals in Isny am vergangenen Freitag erleben: laue Temperaturen, ein komplett ausverkauftes Zirkuszelt und einen glänzend aufgelegten Gerhard Polt, der mit seiner komödiantisch abgründigen Kunst das Publikum zu regelrechten Begeisterungsstürmen hinriss.

'Circus Maximus' nennt der begnadete Kabarettist und urbayerische Grantler sein Programm, das vorab als szenische Lesung aus seinen gesammelten Werken angekündigt wurde. Doch lesen sah man Polt an diesem Abend gar nicht. Volles Zelt und Bombenstimmung – das weckte im inzwischen Siebzigjährigen ganz offensichtlich das 'Bühnentier'. Der bereitgestellte Lesetisch am Bühnenrand wurde kurzerhand zum Abstellplatz für eine Wasserflasche, und der Oberbayer brillierte mitten auf der Bühne in den unterschiedlichsten Rollen. Banales und Großes, Tod und Leben, Provinz und Kunst liegen dabei stets eng beieinander.

Mal philosophierte er in unnachahmlicher Weise über Toleranz, die am Beispiel unterschiedlich ausgeprägter Magenkapazitäten einleuchtend konkretisiert wurde. Dann sprach er als Papst Benedikt im typisch italienisch-bayerischen Idiom über den allgemeinen Zustand der Kirche, nur um kurz darauf beim großartigen Dorffest '125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Hausen' zu landen, bei dem unglücklicherweise ein 'Hackbratenrückläufer' aus Afghanistan aufgetischt wurde.

Er erzählte auch vom alten Schulfreund Beppi, der als Kind regelmäßig für Geld in die Hose gepieselt hat und jetzt als Erwachsener bei der Allianz gelandet ist: 'Die nehmen nur die besten Leute, und dem Beppi graust’s vor gar nix'. Aber er klärt auch die Umstände auf, die dafür gesorgt haben, dass Adolf Hitler seinerzeit im Gasthof 'Anast' seine Prinzregententorte nicht bezahlt hat.

Gerhard Polt garantiert stets tiefe Einblicke in die Abgründe der bayerischen Volksseele, karikiert gekonnt die verschiedensten Persönlichkeiten, treibt seinem Publikum vor Lachen die Tränen in die Augen und stimmt letztendlich doch immer auch nachdenklich. Riesenapplaus in Isny für einen ganz Großen.