Alle drei Jahre, so hat es der Stadtrat 2012 der Verwaltung ins Hausaufgabenheft geschrieben, sollen die Parkgebühren der Stadt Lindau neu überdacht werden. Wegen der Coronapandemie war dies zuletzt 2018 der Fall. Deshalb empfahl der Finanzausschuss Mitte März dem Stadtrat, die Parkgebühren der Kommune zu erhöhen. Sie sollen im Regelfall um 20 Cent steigen.
2,60 Euro pro Stunde auf dem Kirchplatz
Damit Tagesgäste die Auffangparkplätze und Kunden sowie Kurzzeitbesucher das Parkhaus Inselhalle oder den Karl-Bever-Platz nutzen, müsse das Parken im Inselkern am teuersten sein, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung. Die 2,60 Euro pro Stunde, die künftig auf dem Kirchplatz, dem Stiftsplatz, in der Schmiedgasse und dem Paradiesplatz gelten sollen, entsprechen demnach der in Bayern zulässigen Höchstgebühr im öffentlichen Straßenraum.
Lindau zöge damit beispielsweise mit den Gebühren im Zentrum von Überlingen gleich, in Konstanz ist das Parken in der Innenstadt am See sogar noch teurer. Der Vorschlag für das Parkhaus an der Inselhalle, die Gebühren von 1,80 auf 2 Euro zu erhöhen, entspreche den Tarifen vergleichbarer Parkhäuser in Friedrichshafen, Überlingen, Konstanz und Kempten.
Parkgebühren als Instrument der Verkehrslenkung
Parkgebühren, das machte Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons bereits in der Sitzung des Finanzausschusses deutlich, seien ein wesentliches Instrument zur Verkehrslenkung. Wie in anderen Städten mit einem hohen touristischem Verkehrsaufkommen sieht das Verkehrslenkungskonzept der Stadt vor, außenliegende Auffangparkplätze auf dem Festland günstiger als zentrumsnahe Parkplätze vor bzw. auf der Insel – insbesondere im Inselkern – anzubieten.
Straßenparkplätze in inselnahen Wohnbereichen sowie im Umfeld vom Reutiner Bahnhof sind dabei teurer als nahegelegene Großparkplätze. Dadurch soll unnötiger Parksuchverkehr vermieden und Wohngebiete und die Insel entlastet werden.
Die Erhöhung der Parkgebühren seien mit der städtischen Mobilitätsplanung abgestimmt. Dabei hätte man auch festgestellt, dass die Parkgebühren auf der Insel, insbesondere für einen Kurzbesuch, immer noch deutlich günstiger seien als die Anreise mit Bus und Bahn.
Gebühren von inselnahen Parkplätzen werden ebenfalls erhöht
Auch die Gebühren für inselnahe Parkplätze werden erhöht. Auf diese Weise möchte die Stadt den Parkdruck auf die Anwohnergebiete verringern, um für die Anwohner freie Parkplätze zu schaffen. Touristen und beispielsweise Bodenseerumradler, die Parkplätze mehrere Tage belegen, sollen so auf die Großparkplätze verwiesen werden.
Um die Anwohner zu unterstützen, behält die Stadt die aktuellen Gebühren der Sonderparkrechte für Bewohner (30 Euro pro Jahr) sowie für Zweit- oder Drittfahrzeuge (auf P3 für 60 Euro pro Jahr) bzw. die 90 Euro für die Quartiersgarage Hintere Insel bei. Um im gesamten Stadtgebiet eine einheitliche Verkehrslenkung zu gewährleisten, will die Stadt außerdem Regelungslücken, die es bisher gab, schließen.
Damit an beliebten Ausflugsorten wie dem Wäsen oder dem Lindenhofpark die Parkplätze nicht dauerhaft belegt werden und Erholungssuchende und Badegäste hier öfter freie Parkplätze finden, will die Stadt dort Tages- Halbtages- und Jahreskarten abschaffen.
Wertmünzen für Kunden des Einzelhandels
Bei allen Gebührenerhöhungen gibt es aber auch Möglichkeiten zu sparen. So können sich Kundinnen und Kunden des Lindauer Einzelhandels und der Gastronomie, die im Inselhallenparkhaus und auf dem Karl-Bever-Platz parken, über Vergünstigungen freuen. Die Wertmünzen, die die Stadt Lindau 2020 eingeführt hat, erlassen je 50 Cent auf die Parkgebühr. Sie werden von Händlern und Gastronomen ausgegeben und von der Stadt Lindau mit 40 Prozent bezuschusst. Die Anzahl der Wertmünzen, die Kunden je Aufenthalt am Parkscheinautomat einwerfen können, ist nicht begrenzt. Dadurch kann die Parkgebühr also auch komplett wegfallen.
Wer ein paar Cent bei der Parkgebühr sparen will, der sollte sich außerdem die Easypark-App näher anschauen. Weil sie minutengenau abrechnet, müssen Autofahrer nicht die volle Stunde bezahlen, wenn sie kürzer parken. Außerdem können sie die Parkzeit jederzeit von unterwegs verlängern.
Finanzielle Situation des Regiebetriebes verbessern
Mit den neuen Gebühren möchte die Stadt Lindau die finanzielle Situation des Regiebetriebs Parkraumbewirtschaftung verbessern. Denn die Finanzlage des Betriebs ist derzeit angespannt. Wegen der Finanzierung des Parkhauses Inselhalle, dem Bau von Interims-/Parkplätzen in einer Höhe von insgesamt ca. 2,4 Millionen Euro und erheblicher Steuernachzahlungen (allein 2022 / 2023 ca. 1,5 Millionen Euro) verfügt der Regiebetrieb derzeit nur noch über die erforderliche Mindestrücklage, heißt es von Seiten der Kommune.
Im vergangenen Jahr musste der Betrieb deshalb bereits Kredite von 2,06 Millionen Euro aufnehmen. Für den Kauf des Grundstückes beim Reutiner Bahnhof sowie dem eventuellen Bau von Parkhäusern stehen weitere Kreditaufnahmen bei steigenden Zinsen an. Für die anstehenden Folgeprojekte müssen daher Rücklagen gebildet werden, ist die Stadtverwaltung überzeugt.
Stadt hofft auf 408.000 Euro mehr bei den Einnahmen
Durch die Gebührenerhöhung erhofft sich die Stadt eine Steigerung der Einnahmen um etwa 408.000 Euro. Das Geld soll in die Rücklage des Regiebetriebes Parkraum fließen.