Besonders nett klingt der Name des kleinen Weilers bei Amtzell ja nicht: "Niemandsfreund". Die Menschen, die dort wohnen, scheinen aber genau das Gegenteil zu sein. Das berichtet zumindest Walther Schmid, ehemaliger Bürgermeister aus Wangen: "Eine meiner fröhlichsten Sekretärinnen stammt aus Niemandsfreund." Auch Anita Kränzle ist dort aufgewachsen und scheint ein fröhlicher, aufgeschlossener Mensch zu sein. Woher kommt dann der Name? Kränzles Mutter erzählt, durch Niemandsfreund wäre früher ein Edelmann geritten, der hätte nach dem Weg gefragt. Aber die Bauern, die sich nicht gerne von der Arbeit abhalten ließen, gaben ihm eine unwirsche Antwort. "So soll der Name entstanden sein", erklärt Kränzle. Kränzles Großvater soll sich für den Ortsnamen geschämt und zu seinen Töchtern gesagt haben: “Wenn ihr nach eurer Herkunft gefragt werdet, dann sagt ihr einfach ihr kommt vom „Freundshof“. So hat Kränzle noch einige Briefe ihrer inzwischen verstorbenen Tanten gefunden, die an den Großvater adressiert waren: N’Freundshof, Amtzell Der ehemaliger Wangener Bürgermeister Schmid erklärt sich den Namen nicht über die Einwohner sondern die Lage des Weilers. "Diese Gegend ist niemandes Freund. Der kleine Weiler liegt auf einer Hochfläche, auf keiner Seite von Wald geschützt, rundum nackte und kultivierte Wiesen. Die Gegend ist sehr trocken. Für den Weiler konnte mangels Wasser kein Feuerlöschteich angelegt werden." Die Landwirte bezogen das Wasser bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von einem eigenen Brunnen, der gerade in heißen Sommern öfter austrocknete: "Ich selbst war Zeuge, dass wiederholt das Wasser für Mensch und Vieh auf tiefer gelegenen Höfen geholt werden musste", so Schmid. Diese Herleitung klingt nicht nur plausibel, so nett wie die Einwohner von Niemandsfreund sind, kann der Name nur durch die Lage, nicht durch die Bewohner des Weilers geprägt worden sein.
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