Die Stadt Lindau reagiert auf einen eventuell auftretenden Energieengpass und die steigenden Energiekosten im kommenden Winter. "Die berühmte Lindauer Hafenbeleuchtung wird ab heute nicht mehr leuchten", so Lindaus Oberbürgermeisterin Claudia Alfons in einer Pressemitteilung der Stadt. "Wir hoffen, dass diese sehr symbolträchtige Maßnahme, den Lindauer Hafen im Dunkel zu lassen, die Menschen zusätzlich aufrüttelt und zum Energiesparen motiviert." Demnach schaltet die Stadt nicht nur die Hafenbeleuchtung aus, sondern auch alle anderen Beleuchtungen an städtischen Gebäuden, wie am Rathaus, am Cavazzen, der Spielbank oder den Kirchen auf der Insel und in Oberreitnau.
Arbeitsgruppe prüft konkrete Maßnahmen
Bereits im Juni 2022 hatte die Oberbürgermeisterin eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die Maßnahmen ausarbeiten soll, um den städtischen Energiebedarf um mindestens 20 Prozent zu reduzieren. "Wir sind uns darüber im Klaren, dass die städtischen Maßnahmen unbequem sind und nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen werden", so die Oberbürgermeisterin. Man müsse jetzt allerdings vorausschauend handeln und sparen, um einer Verschärfung der Situation mit noch drastischeren Maßnahmen vorzubeugen.
Zwei Stufen hat der Plan, den die Arbeitsgruppe entwickelt hat. Die Maßnahmen in Stufe 1 hat die Stadt Lindau bereits auf den Weg gebracht:
Stufe 1 - Sofortmaßnahmen
- Mit Beginn der Heizperiode werden alle Heizungen bei reduziertem Betrieb gestartet. Die Büros in der Verwaltung, Freizeit- und Sporteinrichtungen werden nur noch auf 19 Grad beheizt. In sensiblen Bereiche wie Kitas und Seniorenheimen gelten bis auf weiteres noch Empfehlungen zu wärmeren Raumtemperaturen.
- Abstellen der Heizung in Fluren, großen Hallen, Foyers oder Technikräumen, mit Ausnahme des Inselhallen-Foyers, da es oft auch als Veranstaltungsraum genutzt wird.
- Technische Umsetzung mittels elektronisch gesteuerter Thermostate und Heizungseinstellungen.
- Deaktivierung Warmwasser (Ausnahme Küchenbereiche). Das heißt: Auch in den Sportstätten gibt es kein warmes Wasser zum Duschen. Die Abteilung Kinder, Jugend Sport hat im Vorfeld die Nutzer der Sportstätten darüber informiert, dass künftig zum Duschen kein warmes Wasser zur Verfügung stehen wird. "Bisher gab es keine ablehnenden Reaktionen", heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.
- Umstellung von zwei Heizungsanlagen in der Mittelschule Aeschach und der Grundschule Hoyren von Gas auf Öl übergangsweise, bis Wärmepumpen installiert werden können, die aktuell nicht erhältlich sind. Durch den Umstieg auf Öl will die Stadt in den betreffenden Schulen Gas einsparen, das anderswo wieder genutzt werden kann. Im absoluten Notfall, sollte Gas rationiert werden, könnten diese Schulen weiter betrieben werden. "Den Verantwortlichen der Stadt Lindau ist bewusst, dass der Umstieg auf Öl keine nachhaltige Maßnahme ist und nur in dieser Krisensituation eingesetzt werden soll", so die Stadt. In Abstimmung mit dem Klimabeirat will die Stadt. Kompensationsmaßnahmen für den zusätzlichen CO2-Ausstoß prüfen.
- Die Beleuchtung von Gebäuden oder Denkmälern, wie Hafenbeleuchtung, Münster, evangelische Kirche, Rathaus, Cavazzen, Spielbank und zwei Kirchen in Oberreitnau wird abgeschaltet.
- In den Büros werden noch vorhandene Leuchtstoffröhren durch LEDs ersetzt.
- Die Homeofficeverfügung aus Coronazeiten wird verlängert.
- Energieberatung vor Ort für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung in allen Büros zu den Einsparmöglichkeiten am jeweiligen Arbeitsplatz. Handreichung im Intranet zum Energiesparen im Büro.
- Betriebsruhe der Verwaltung über Weihnachtsfeiertage und Jahreswechsel, um die Heizung in allen Gebäuden herunterzufahren (Frostschutz). Dabei Gewährleistung eines Notbetriebs für Dienstbereiche, die die Verwaltung durchgängig anbieten muss, zB. Winterdienst, Feuerwehr, Krematorium und Bürgerbüro.
Darüber Hinaus will die Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern konkrete Energiespartipps geben, zum Beispiel auf den SocialMedia-Kanälen der Stadtwerke und der Stadt Lindau.
Wenn sich die Lage verschärft:
"Niemand kann vorhersagen, was uns in diesem Winter erwartet, das hängt von den weiteren politischen und energiewirtschaftlichen Entwicklungen ebenso wie von der Witterung ab", meint die Oberbürgermeisterin. Sollte sich die Situation an den Energiemärkten weiter verschärfen, kommen laut Stadt Lindau folgende Maßnahmen in Betracht:
Stufe 2 - Weitere Maßnahmen
- Zusammenlegen von Arbeitsplätzen in der Verwaltung, um einzelne Gebäude oder Gebäudeteile nicht mehr zu beheizen (Frostschutz).
- Einschränkung von Arbeits- und Servicezeiten der Verwaltung
- Einrichtung von Wärmeräumen/-hallen für bedürftige Bürgerinnen und Bürger.
Mit einem Appell richtet sich Oberbürgermeisterin Alfons an ihre Bürgerinnen und Bürger: "Natürlich ist es zermürbend und anstrengend, dass wir alle nach den Corona-Einschränkungen der letzten beiden Jahre nun nahtlos einen neuen Kraftakt zu bewältigen haben. Aber es hilft nicht zu hadern, wir müssen der Realität ins Auge sehen und wollen als Stadt gemeinsam mit unseren Bürgerinnen und Bürgern gut vorbereitet in diesen Winter gehen."
Leutkircher Oberbürgermeister Henle ruft zum Energiesparen auf