Leichenfund: Leichenfund im Bodensee: Tote Person ist Tatverdächtiger im Mordfall des Liechtensteiner Bankenchefs

18. August 2014 17:13 Uhr von Michael Munkler
Ulrich Wagner

Es waren drei Schüsse, die am Morgen des 7. April gegen 7.20 Uhr dieses Jahres in der Tiefgarage des Bankhauses Frick in Balzers (Liechtenstein) fielen. Der Getroffene, Bankenchef Jürgen Frick, wurde kaltblütig erschossen. Für den 48-jährigen Familienvater kam jede Hilfe zu spät. Zwei Schüsse waren definitiv tödlich, so die Liechtensteiner Polizei.

Die Bluttat erschütterte die Menschen im Fürstentum. Der 58-jährige Jürgen Hermann, ebenfalls ein Liechtensteiner, war nach Überzeugung der dortigen Behörden der Täter. Er soll sich an dem Bankenchef gerächt haben, weil er in ihm einen Mitverantwortlichen sah für das Scheitern seiner Fondsgeschäfte. 

Abschiedsbrief gefunden

Nach den tödlichen Schüssen waren von Hermann verschiedene Gegenstände im Nachbarort Ruggell am Ufer des Rheins gefunden worden: Kleidungsstücke, ein Pass, ein Abschiedsbrief samt Geständnis, schließlich das Auto. Doch bis zuletzt herrschte bei manchen Menschen in Liechtenstein eine merkwürdige Mischung aus Skepsis und Angst: Könnte es sein, dass Hermann den Suizid nur vorgetäuscht hatte, er möglicherweise noch lebt und weitere Bluttaten verüben wird?

Seit gestern Nachmittag herrscht Gewissheit: Bei der am Donnerstag im deutschen Teil des Bodensees gefundenen Wasserleiche handelt es sich um Jürgen Hermann. Das ergab eine Obduktion, wie der Kemptener Polizeisprecher Christian Owsinski gestern mitteilte. Ein österreichischer Fischer hatte die Wasserleiche entdeckt.

In den USA gut verdient

Doch wer war dieser Jürgen Hermann, der seinen Widersacher so kaltblütig erschoss? 2001 hatte der Vater von drei Kindern sein Investmentunternehmen gegründet. Zuvor soll er als Elektroingenieur im IT-Bereich in den USA ein Vermögen verdient haben. Bereits 2004 kam es dann zu massiven Querelen zwischen Hermann, der Depotbank Frick, der Finanzaufsichtsbehörde und den politisch Verantwortlichen in Liechtenstein. Hermann habe sich in den folgenden Jahren zunehmend radikalisiert, heißt es in mehreren Medienberichten.

Zuletzt hatte er vom Fürstentum 200 Millionen Schweizer Franken einklagen wollen. 'Ich bin kein Spinner' hatte er in einem Interview vor der Bluttat gesagt. Und weiter: 'Ich setze mich ein für Frieden, Gerechtigkeit und Erneuerung.' Liechtenstein warf er generell vor, ein Finanzplatz zu sein, 'der auf Betrug basiert'. In dem Interview hatte Hermann angekündigt, eine eigene Partei gründen zu wollen. In zahlreichen juristischen Auseinandersetzungen hatte sich der 'Robin Hood von Liechtenstein' immer mehr Feinde gemacht.

Psychiater warnte

Ein Gerichtspsychiater hatte schon 2012 vor Hermann gewarnt. Wenn jemand wie er realisiert, dass er vor einem Scherbenhaufen steht, würde er bei einem Suizid einen anderen Mensch mit in den Tod reißen, meinte der Gerichtsgutachter damals. Er attestierte ihm eine 'ausgeprägte narzisstische Persönlichkeitsstörung'. Die tödlichen Schüsse in der Tiefgarage und den anschließenden Suizid hatte der 58-Jährige wahrscheinlich genau geplant und zuvor den Abschiedsbrief geschrieben.

Er erschoss sich in Ruggell am Rheinufer und fiel dann ins Wasser. Von dort bis zum Fundort der Leiche im Bodensee sind es etwa 45 Kilometer. 129 Tage hatte die Leiche des ehemaligen Fondsmanagers im Wasser gelegen.