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Firma aus Weiler-Simmerberg entwickelt Garne, die Autos heizen

Innovation

Firma aus Weiler-Simmerberg entwickelt Garne, die Autos heizen

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    Firma aus Weiler-Simmerberg entwickelt Garne, die Autos heizen
    Firma aus Weiler-Simmerberg entwickelt Garne, die Autos heizen Foto: W. Zimmermann GmbH

    Ein Kleidungsstück, das Daten überträgt, Strahlung abschirmt, die Pulsfrequenz seines Trägers misst und ihn wärmt. Das ist keine Zukunftsvision aus einem Science Fiction-Film. Die W. Zimmermann GmbH & Co. KG aus Weiler-Simmerberg im Westallgäu, hat mit Novonic die Garne dafür bereits erfunden und sie will mit ihrer Innovation der Automobilindustrie vor allem im Elektroautobau neue Möglichkeiten aufzeigen. Allerdings läuft das derzeit noch etwas zäh.

    "Wir hatten den Traum, dass uns jeder die Garne aus der Hand reißt, wenn die Leute ihren Sinn zum Beispiel für das Heizen von Elektroautos erkannt haben", sagt Geschäftsführer Hans-Peter Mauch. Bisher jedoch kümmern sich die Konstrukteure primär um den Antrieb der E-Mobile und Ähnliches. Der Innenraum habe derzeit noch keine Priorität. "Aber langsam steigt das Interesse der Autohersteller", sagt Mauch.

    Tests mit großen Pkw-Herstellern

    Das Allgäuer Unternehmen testet mittlerweile mit einigen großen Autobauern sowie dem Pkw-Veredler Abt in Kempten, wie sich die elektrisch leitfähigen Garne am besten im Auto einsetzen lassen. "Unser Ziel ist, dass die Garne nicht nur in den Sitzen, sondern zum Beispiel auch in Türverkleidungen und Fußmatten eingearbeitet werden", sagt Mauch.

    "Auf diese Weise kommt Wärme gleichmäßig von überall."

    Vor allem für Elektroautos sieht er hier Möglichkeiten. Denn ihnen fehlt die Abwärme eines Verbrennungsmotors zum Heizen. Erwärmt wird der Innenraum über die Batterie. Das dauert oft lange. Textilien, mit Novonic-Fäden dagegen "sind in ein bis zwei Minuten warm", sagt Daniel Näther von der Novonic-Entwicklungsabteilung. Allerdings ist auch dafür Strom nötig. Deshalb laufen gerade Tests, die zeigen sollen, inwieweit das die Reichweite der Autos beeinträchtigt. "E-Autos werden aber wohl erst in Serie gehen, wenn die Batterien weiter entwickelt sind", sagt Mauch. "Und ist die Fahrleistung höher, macht es wenig aus, wenn sie sich durch die Heizung ein bisschen verkürzt."

    Kompressionsstrümpfe

    Aber was ist Novonic nun eigentlich genau? Die Firma Zimmermann stellt schon von jeher elastische Fäden her, bei denen ein Kern - meist aus Lycra - mit anderen Materialien umwickelt wird. Hauptsächlich werden mit Zimmermann-Garnen Kompressionsstrümpfe hergestellt. Bei den Novonic-Garnen wird der Kern mit einem Draht umwickelt, der Strom leitet. Das Unternehmen erhielt für diese Erfindung 2006 den Bayerischen Innovationspreis.

    Die Entwicklung der Novonic-Garne begann 2002. Sie können wie alle anderen Garne verwendet werden. "Textilien daraus können auch gewaschen werden", sagt Näther. Bisher wurden sie zum Beispiel in Winterjacken und Fußsäcken für Rollstühle eingearbeitet. EU-weit ist die Zimmermann GmbH an einem Projekt beteiligt, bei dem mittels Novonic in Kleidungsstücken die Körperfunktionen kranker Menschen überwacht werden.

    Bisher befindet sich Novonic jedoch erst in der Testphase. "Es hat uns überrascht, dass unsere Innovationsfreude bei potenziellen Abnehmern nur sehr langsam angenommen wird, wo doch alle Kunden immer nach Neuem rufen", sagt Mauch. Die Produkte ließen sich noch schwer verkaufen, da sie durch Handelsspannen oft sehr teuer würden. "Das hat uns Ernüchterung gebracht, aber nicht die Grundüberzeugung geraubt, dass wir was Gutes erfunden haben und die Zeit dafür noch kommen wird", sagt Mauch.

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