"Normalerweise spielen wir nicht in so vollem Stadion", scherzte Grünenbachs Bürgermeister Markus Eugler angesichts des vollbesetzten Dorfgemeinschaftshauses in Ebratshofen. Die Diskussion über den geplanten Digitalfunkmast oberhalb von Ebratshofen zog die Bürger in die Sondersitzung des Gemeinderats. Die Sitzung diente nur der Information, ein Beschluss soll erst in sechs Wochen gefasst werden.
Gebraucht wird der Funkmast für das Digitalfunknetz, mit dem Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) ein flächendeckendes und einheitliches Funknetz bekommen sollen. Bei vier möglichen Standorten im Bereich Ebratshofen hatte bei der Entscheidung für den Standort "Schüttentobel Feldweg" die Versorgung Richtung Norden den Ausschlag gegeben, wie Ulrich Wittfeld erklärte, Vertreter der mit der Einrichtung des Digitalfunks in Bayern beauftragten Firma Telent. Bereits im Dezember hatte der Gemeinderat sein Ja zu diesem Standort gegeben, sich aber wegen der Reaktionen aus der Bürgerschaft und wegen "Falschinformationen", wie Eugler sagte, dafür entschieden, nochmals darüber abzustimmen.
Am Standort und an den befürchteten gesundheitlichen Risiken des Tetra-Netzes entzündete sich die Diskussion der Bürger. Karlheinz Mayer hatte einen Vortrag vorbereitet, in dem er die Gefahren und gesundheitlichen Risiken aufzeigte. Seine größte Sorge galt der "flächendeckenden Verstrahlung", die rund um die Uhr erfolge. Das war auch der Punkt, den Eugler Falschinformation genannt hatte: "Uns wurde gesagt, eine Sendeleistung gebe es nur bei Gesprächen, aber die ist offensichtlich immer da."
Einer der Kanäle arbeitet immer mit 20 Watt, wie Wittfeld erklärte. Mayer nannte den Digitalfunk schädlicher, weil es sich um niedrigere Frequenzen handle als beispielsweise beim Mobilfunk, die deshalb auch tiefer nicht nur in Gebäude sondern auch in Körper eindringen könnten. Die Gefahr für den Menschen liege darin, dass Körperzellen über elektrische Signale kommunizieren und so gestört werden könnten.
Zur Unterfütterung seiner Auflistung gesundheitlicher Risiken nannte er Studien und Fallbeispiele zum Mobilfunk.
Der Befürchtung Mayers, auf dem Ebratshofer Mast könnten bis zu 16 Kanäle installiert werden, widersprach Wittfeld. Selbst bei den Chaostagen in München seien maximal vier Kanäle in Betrieb gewesen. Den Vorwurf eines Bürgers, da werde eine neue Technik über die Köpfe der Bürger hinweg eingeführt, ohne sie vorher getestet zu haben, konterte Wittfeld mit den Hinweisen, dass es bereits einige Untersuchungen gebe, Grenzwerte festgelegt wurden und das Tetranetz in etlichen europäischen Staaten schon eingeführt sei: "Wir haben Referenzen von 20 Jahren. Die Stadtwerke München setzen seit Jahren das Tetranetz ein."
Auch von Feuerwehr gewünscht
Kreisbrandrat Friedhold Schneider berichtete, er werde von Feuerwehrkameraden ständig gefragt, wann denn endlich der Digitalfunk komme. Schneider sieht keine Atlernative zur neuen Technik: "Der Zug ist abgefahren, wir können da auch nicht mehr raus." Der Analogfunk werde seit 30 bis 40 Jahren verwendet und stehe auf wackligen Beinen. Auch Eugler, im Hauptberuf Rettungssanitäter, bestätigte, dass es beim Analogfunk fast täglich Ausfälle gebe. Wenn ein Notarzt keinen Notruf absetzen könne, "da wirst du wahnsinnig", meinten beide. Alexander Pfaff, Leiter der Polizeiinspektion Lindenberg hofft auf die neue Technik. "Wenn der Mast steht, haben wir eine anständige Einsatzkommunikation.
" Im Grenzbereich sei dann auch eine Koppelung mit Österreich möglich, und auf dem See bräuchte die Wasserschutzpolizei keine vier verschiedenen Funkgeräte mehr im Boot.
"Unbedenklich"
"Unser Wissensstand ist, dass es unbedenklich ist", erklärte Polizeichef Karl Zirngibl von der Projektgruppe Digitalfunk Süd/West. Auch Wittfeld erklärte, bei Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen gelte das Tetranetz als unbedenklich. Wenn sich der Gemeinderat gegen den Funkmaststandort entscheidet, bleibe ein weißer Fleck, betonte er.