Ob groß, ob klein - für Josef Stegherr ist es gerade die Abwechslung zwischen verschiedenen Uhrenmodellen, die für ihn das Besondere an seinem Beruf ausmacht. Wir haben den Uhrmachermeister in seinem Lindenberger Geschäft besucht und ihn nach der Faszination bei seiner täglichen Arbeit gefragt.
Bereits als kleiner Junge hat Josef Stegherr seine Begeisterung für mechanische und alte Uhrwerke entdeckt. In der Werkstatt seines Großvaters und seines Onkels hatte er die Möglichkeit, ihnen in den Ferien über die Schulter zu schauen. Nach und nach lernte er die Tätigkeiten eines Uhrmachers kennen. Schließlich entschied er sich für eine Lehre und wurde Uhrmachermeister - mittlerweile mit eigenem Laden mit Werkstatt in Lindenberg.
In den vergangenen 37 Jahren hat Stegherr ganz unterschiedliche Uhrenmodelle vor der Lupe gehabt. Seine Leidenschaft allerdings gilt den alten und mechanischen Uhren, auch zwei Kirchturmuhren in Lindenberg stehen derzeit in seiner Pfege. Zwar gehört auch der Batteriewechsel zu seinen täglichen Aufgaben, die Lösung von kniffligen Uhrenreparaturen liegt ihm aber besonders.
Was zeichnet einen guten Uhrmacher aus? Josef Stegherr weiß es: "Zielstrebigkeit, Genauigkeit, Geduld und eine ruhige Hand". Wer keinen Spaß daran hat, auch mal länger über einem seltenen Uhrwerk zu tüfteln, bis die Ursache für den Defekt gefunden ist, hat wohl auf lange Sicht eher weniger Spaß an seiner Arbeit, so der 53-Jährige.
Gerade die Uhren, an denen vielleicht schon Kollegen vor ihm gescheitert sind, stellen für Stegherr eine besondere Herausforderung dar. Er hat sich auf alte Uhren spezialisiert, für die häufig keine Baupläne und Ersatzteile mehr existieren. Hier ist seine ganze Kreativität gefragt. Hilfreich ist da Stegherrs Gedächtnis. Uhrwerke, die er einmal gesehen hat, vergisst er nicht mehr. Noch Monate nachdem er eine Uhr in ihre Einzelteile zerlegt hat, kann der Uhrmachermeister das Werk wieder problemlos zusammensetzen. Fehlende Ersatzteile fertigt Stegherr im Zweifelsfall selbst an.
Bei den kleinen Armband-Uhren muss er meistens nach dem Fehler suchen, der durch einen unsachgemäßen Gebrauch durch den Besitzer entstanden ist. Anders ist das bei den beiden großen Kirchturmuhren in Lindenberg. Ob ein festgefrorener Zeiger im Winter oder ein Fehler in der Mechnik: Häufig ist ein Verschleiß durch die vergangenen Jahrzehnte oder Jahrhunderte Auslöser für eine Reparatur.
Bei aller Leidenschaft: Als großen Uhrensammler sieht sich der 53-Jährige aber nicht. Stegherr nennt nur rund 30 Uhren sein Eigen - die meisten davon sind Erbstücke.