Dennis Joachim hat die Prüfung zum Kaufmann für Bürokommunikation geschafft. Das ist eine Tatsache, die im ersten Moment nicht sonderlich spektakulär klingt. Aber sie ist es: Wirklich leicht hatte es der heute 25-Jährige nie. Die Schulzeit? «Ich hatte meine Begabungen. Aber ich bin immer alles falsch angegangen», bedauert er.
Nach der Schule begann Dennis eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Nach einem Jahr verlor er den Ausbildungsplatz. Hat es nicht geschafft. Weil niemand erkannt hat, dass er Hilfe brauchte. Er versuchte sich in verschiedenen Praktika, startete eine Ausbildung zum Orthopädietechniker. Gleiches Drama. Aber Dennis ist ein Kämpfer. Er hat nicht aufgegeben. Hat über 150 Bewerbungen für einen neuen Ausbildungsplatz geschrieben. Ohne Erfolg.
Bei einer Veranstaltung lernte er Claudia Rist kennen. Die Geschäftsführerin des Unternehmens Chance erzählte ihm von einem Projekt. Es ging darum, die Homepage des Unternehmens zu entwickeln. Dennis machte das so gut, dass er darüber einen Ausbildungsplatz im Unternehmen Chance angeboten bekam.
«Es gehört zu unserer Philosophie, Jugendlichen, die auf dem ersten Stellenmarkt nicht unterkommen, weil ihre Betreuung zu intensiv ist, eine Chance zu geben», erklärt Claudia Rist.
Mit Geduld und Strenge

Ein Blick über den Tellerrand
Ein Blick über den Tellerrand
Wer im Unternehmen Chance seine Ausbildung macht, genießt eine Art Schutzraum. Und trotzdem tat sich der Azubi schwer. Das fiel Renate Allweil auf, die ehrenamtlich im Kaufhaus Chance arbeitete. «Ich habe Dennis beobachtet, wie er sich mit der Büroarbeit abmüht. Und ich habe gesehen, dass er Hilfe braucht», erklärt sie. Sie hat sich seiner angenommen. Hat ihm durch die Ausbildung geholfen. Geduldig und streng. «Sie hat mich zusammengefaltet», wie Dennis es nennt. Heute lacht er darüber. Damals fand er es nicht immer lustig.
Mit Renate Allweil lernte er erst einmal das Lernen. «Es war eine harte Zeit für uns beide», sagt sie. «Es war ein Kampf, und wir haben ihn beide gewonnen.» Für die Ausbildung habe Dennis sich ein IHK-Lernprogramm gekauft. Mit diesem büffelten die beiden fast zwei Jahre lang. Begleitetes Lernen hieß die Zauberformel. «Es war das erste Mal, dass sich jemand auf diese Weise um mich gekümmert hat,» sagt Dennis.
Jetzt wünscht er sich einen Arbeitgeber, dem er beweisen will, dass er etwas leisten kann. Und den wünscht ihm auch Renate Allweil: «Er hätte es sich verdient. Dennis hat Durchhaltevermögen bewiesen und mir damit sehr imponiert.»
Am PC ein Ass
Bis er einen Arbeitsplatz findet, arbeitet Dennis jeden Tag von 9 bis 18 Uhr ehrenamtlich im Unternehmen Chance, weil «nichts ist schlimmer, als nichts zu tun.» Claudia Rist sagt: «Dennis ist am PC ein Ass, und er ist ein Mitarbeiter, auf den man sich zu hundert Prozent verlassen kann. Ich könnte ihn gut gebrauchen, aber es ist an der Zeit, dass er hinausgeht. Einen anderen Betrieb kennenlernt.»