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Chef der Meckatzer Löwenbräu hat Faible für schöne Dinge

Porträt

Chef der Meckatzer Löwenbräu hat Faible für schöne Dinge

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    Chef der Meckatzer Löwenbräu hat Faible für schöne Dinge
    Chef der Meckatzer Löwenbräu hat Faible für schöne Dinge Foto: Matthias Becker

    'Ich habe ein Faible für schöne Dinge.' Dieser Satz fällt oft, wenn Michael Weiß einen Gast durch das neue Verwaltungsgebäude seiner Brauerei in Meckatz (bei Heimenkirch/Westallgäu) führt. Die Architektur ist geprägt von Großzügigkeit, geschwungenen Formen, edlen Materialien.

    Vor allem aber bietet sie Raum für sehr viel Kunst: Plastiken und Bilder des aus Lindenberg stammenden Kunstprofessors Stefan Huber, eine Moorarbeit von Max Schmelcher aus Lindenberg, Gemälde von Kilian Lipp aus Bad Hindelang und Arnulf Heimhofer aus Burgberg und viele weitere Werke verteilen sich über Gänge, Büros und Treppenhäuser.

    An der Leidenschaft des kunstaffinen Brauerei-Chefs haben Besucher wie auch Mitarbeiter des Hauses teil. Vor allem aber sind es die Allgäuer Künstlerinnen und Künstler, die davon profitieren.

    Als Förderer und Mäzen hat Michael Weiß eine herausragende Bedeutung. Er stiftet Preise, kauft Werke, besucht Ateliers und lässt sich kaum eine wesentliche Ausstellung im Allgäu entgehen. Dass dieses Engagement weit mehr ist als Teil des Marketingkonzepts der Meckatzer Löwenbräu, weiß die Allgäuer Kunstszene. Darum erinnern sich Kulturschaffende regelmäßig an den Westallgäuer Unternehmer, wenn sie etwas auf die Beine stellen möchten.

    So erklärte sich Weiß heuer kurzfristig bereit, anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Oberstaufener Kulturkreises einen Preis in Höhe von 1000 Euro zu stiften. Und bei der vom Berufsverband Bildender Künstler (BBK) in der Kunsthalle Kempten für den Heimenkircher Matthias Wohlgenannt ausgerichteten Debütantenausstellung im vergangenen Frühjahr stopfte er kurzfristig ein Finanzierungsloch. 'Michael Weiß ist für uns immer ein zuverlässiger Ansprechpartner', sagt BBK-Vorsitzender Hans Günter Stephan. 'Was er macht, geht weit über normales Sponsoring hinaus.'

    Wenn der Meckatzer-Chef über Kunst spricht, schweift er gerne ab und landet irgendwann bei der Firmenphilosophie seines Unternehmens. Seine Ideale auf beide Bereiche anzuwenden, gelingt ihm mühelos, die Formulierungen greifen hier wie dort: Wertigkeit, Partnerschaft, Beständigkeit, Verantwortung, Einzigartigkeit sind wichtige Begriffe seines Weltbilds.

    Auch das Verb 'Heimat gestalten' verwendet er oft. Dieses Anliegen ist wohl die Schnittmenge, die die Allgäuer Künstler mit dem Westallgäuer Familienunternehmen teilen. Hier begegnen und befruchten sie einander – und zwar seit Jahrzehnten, wie Michael Weiß erklärt.

    Motive heimischer Künstler für die Weihnachtspost

    Schon Großvater Benedikt Weiß erwarb Bilder der bekannten Lindenberger Maler Otto und Paul Keck. Die Brauerei begann vor Langem die Tradition, jährlich ein Werk eines heimischen Künstlers zu kaufen, um es als Motiv der Weihnachtspost zu verwenden. 'Im Sudhaus haben wir inzwischen ein kleines Depot', sagt Michael Weiß.

    Etwa zu der Zeit, als er in die Geschäftsführung eintrat, also Mitte der 1980er Jahre, begann Weiß, sich mit Kunst zu beschäftigen. '1988 kaufte ich mir den ersten Lipp', erklärt er. Heute besitzt er ein halbes Dutzend Bilder von 'Kili', wie er den befreundeten Künstler nennt.

    Inzwischen reicht Weiß’ Interesse für Kunst freilich weit über ein 'Faible für schöne Dinge' hinaus. In dicken Ordnern sammelt er Artikel aus Zeitungen und Fachzeitschriften. Die Texte zu kopieren, formatgerecht zu falten und abzuheften sei auch entspannend, sagt er.

    Geschäftsreisen nutzt er zum Besuch von Ausstellungen

    Geschäftsreisen nutzt er zu Besuchen bedeutender Ausstellungen wie der Documenta in Kassel oder den Deichtorhallen in Hamburg. Kunst, so sagt er, erweitere seinen Horizont. Sie rege ihn zur Beschäftigung mit gesellschaftlichen, geschichtlichen oder politischen Themen an, die ihn sonst nicht erreichen würden.

    Über den Salzburger Galeristen Thaddaeus Ropac fand Michael Weiß einen Zugang zur zeitgenössischen Kunst – und knüpfte auch Kontakte zu Größen der Szene wie etwa Anselm Kiefer. Mit Genugtuung stellt er fest, dass auch in dieser Welt nicht nur finanzielle Potenz zählt, sondern ebenso Werte, wie er sie in seiner Firmenphilosophie hoch hält: Treue und Zuverlässigkeit seien wichtig. 'Ein Anselm Kiefer möchte wissen, wohin seine Arbeiten gehen.'

    Auf die Zuverlässigkeit von Michael Weiß können die Allgäuer Künstler weiterhin zählen – denn der 57-Jährige schätzt und pflegt den freundschaftlichen Kontakt.

    Stefan Huber hat kürzlich einen langen Abend bei gutem Wein und feinem Essen in der Villa der Familie Weiß in Meckatz verbracht, um gemeinsam mit Weiß neue Ideen für die Brauereigebäude zu spinnen. Huber soll den großen Sudturm gestalten. Das Weiß’sche Faible für schöne Dinge wird künftig selbst für Vorbeifahrende unübersehbar sein.

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