Oberbeuren (fro). - Nähert sich ein potenzieller Feind dem Netz einer Wespenspinne, fängt diese an, in ihrem Netz schnell zu vibrieren. Mit ihrer schwarzgelben Zeichnung verwirrt sie so den Gegner. Die Spinnen haben ihre Netze im Mösle gespannt, da sie in dem Biotop auf der Jagd nach Sumpfschrecken sind. Diese äußerst seltene Heuschreckenart, die auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten steht, kommt momentan häufig im Mösle vor, so der stellvertretende Umweltamtsleiter Bruno Dangel. Insofern ist er mit der Entwicklung, die das Biotop in den zwölf Jahren seines Bestehens genommen habe, 'sehr zufrieden', meinte er resümierend. Biotope sind eine knifflige Angelegenheit, weiß Dangels Kollegin, Andrea Gimple, Expertin im Umweltamt. Die Vorstellungen der Bürger darüber seien doch sehr unterschiedlich. Früher war das Mösle eine landwirtschaftlich genutzte Fläche mit einigen Wasserflächen. Vor etwa zwölf Jahren wurde daraus ein Regenrückhaltebecken, um Überflutungsschäden im weiteren Verlauf des Märzenbachs zu vermeiden. Das Mösle eigne sich dazu, weil es eine 'lehmgedichtete Wanne ist, die während der Eiszeit als Schmelzwassersee', entstanden sei, so Dangel. Rundherum wurde ein Rundwanderweg angelegt, um die Natur in Ruhe betrachten zu können, so Gimple. Im hinteren Teil, der bewusst unzugänglicher ist, tummeln sich nun neben den seltenen Sumpfschrecken 'etliche andere Heuschreckenarten', aber beispielsweise auch Ringelnattern oder diverse Spinnen- und Schneckenarten. 'Jetzt gibt es ein üppiges Nahrungsangebot', so Gimple. Alle Amphibien und Reptilien, die im Mösle mittlerweile vorkommen, stünden auf der Roten Liste, so Dangel. Je näher die Wiese am Märzenbach liegt, desto feuchter wird sie. Die Gräser, Seggen und Binsen genannt, wandeln deshalb ihr Aussehen und ihre Form. In dem nördlichen Teil des Biotops gibt es zur Zeit Kleinstgewässer, in denen Kaulquappen leben. Bodenvertiefungen, die im Sommer trocken sind, nehmen kleinere Hochwasser auf, die bei Regen entstehen. Deshalb gibt es dort keine Fische, was den Amphibien zu Gute kommt, erklärt Gimple. Auch viele Vögel sind zu beobachten. 'An der Vogelwelt ist abzulesen, in welche Richtung sich das Mösle entwickelt', so Dangel. So gibt es sehr seltene Schwarzhalstaucher, aber auch Zwergtaucher, Rohrammern oder Distelfinken, welche die Samen der Disteln fressen.
Überfütterte Schwäne Vor allem in den seltenen Rohrkolben - einer Schilfart - bauen die Vögel ihre Nester, erläutert Dangel. Über die vielen Schwäne ist Kollegin Gimple nur bedingt erfreut: 'Die werden mit Brot überfüttert und haben eine starke Lebervergrößerung. Durch das permanente Nahrungsangebot leben zu viele auf engem Platz. Das führt zu Fehlverhalten bei den Vögeln', berichtet sie. Um die Nahrungskette in dem Biotop kontinuierlich aufrechtzuhalten, werde zu unterschiedlichen Zeiten gemäht. So bleibe die Vielfalt erhalten und es gebe auch immer genügend Rückzugsmöglichkeiten oder Wanderwege für die Lebewesen, so Gimple. Dadurch sei das Mösle ein 'toller Erfolg'. Denn die meisten Arten, die im Mösle leben, seien bedroht, weil es kaum noch Feuchtwiesen-Biotope gibt. 'Die Lebensraumverluste für diese Arten sind gewaltig. Hier haben wir gleich mehrere verzahnt', sagt Dangel.