Karl Heinz Giegerich aus Oberstaufen wurde auf dem Kreistag in Dietmannsried als Jugendleiter des Kreises Allgäu (verantwortlich für den Jugendfußball im Ober-, Ost- und Unterallgäu) gewählt (wir berichteten). Er war seit 2002 Jugendleiter der Spielgruppe Sonthofen. Wir fragten den 51-Jährigen nach den Schwerpunkten seiner Arbeit in den nächsten vier Jahren.
Welche Themen und Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?
Giegerich: Der Jugendfußball im Allgäu wird sich auf den demografischen Wandel einstellen müssen. Meine Hauptaufgabe wird es sein, den Vereinen zu helfen, den Jugendfußball zukunftssicher zu gestalten. Weitere Schwerpunkte sind die Qualifizierungsmaßnahmen für Trainer und Betreuer. Hierbei geht es nicht nur um den fachlichen Aspekt, sondern vor allem auch um das soziale Lernen. Die Verbesserung der Zusammenarbeit von Schulen und Vereinen ist ein weiterer Baustein meiner Arbeit.
Im Juni beginnt die Fußball-WM in Südafrika. Gibt es dazu im Vorfeld spezielle Aktionen seitens des Verbandes für die Nachwuchskicker in unserer Region?
Giegerich: Wie bereits 2006 gibt es eine Mini-Fußball-WM für D-Juniorenmannschaften. Mit dem Wettbewerb "Team 2011", einer Kooperation von Schulen und Vereinen, liegt unser Fokus bereits auch auf der Frauen-Fußball-WM in Deutschland mit dem für das Allgäu in Reichweite liegenden Spielort Augsburg.
Mangels Spieler in den älteren Jahrgängen gibt es immer mehr Spielgemeinschaften. In der kommenden Saison bilden der FC Oberstdorf und der TSV Fischen eine Jugendfördergemeinschaft. Ist dieser Trend zu stoppen?
Giegerich: Die Juniorenfördergemeinschaft ist eines der Instrumente, mit dem Fußballvereine langfristig ihre Jugendarbeit sichern und stärken können. Wichtig ist, dass die beteiligten Vereine auf Augenhöhe und partnerschaftlich zusammenarbeiten und alte Konflikte keine Rolle mehr spielen.
Bei der gelungenen und professionell organisierten Infoveranstaltung der JFG Illerursprung wurde deutlich, dass dies dem TSV Fischen und dem FC Oberstdorf hervorragend gelungen ist.
Bei den D-, E- und F-Junioren gibt es genügend Spieler. Wieso schaffen es die Vereine nicht, die Buben bis zu den A-Junioren zu halten?
Giegerich: Wie alle anderen in der Nachwuchsförderung des Sports tätigen Verbände oder Organisationen stehen wir natürlich in Konkurrenz zu einer enormen Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten. Es wird nötig sein aufzuzeigen, dass Fußball mehr ist als nur ein 1:0. Wir müssen Kindern und Jugendlichen auch Fairness, Wir-Gefühl, Kameradschaft und ähnliche Werte vermitteln.
Viele Vereine jammern, dass immer wieder ihre besten Spieler abgeworben werden. Ist dies eine Ohrfeige für die gute Jugendarbeit in den kleinen Vereinen oder für die Entwicklung der talentierten Jugendlichen der einzig richtige Weg?
Giegerich: Es wird immer so sein, dass talentierte Spieler den Verein wechseln werden, um sich sportlich zu verbessern. Uns ist wichtig, dass dies nicht zu früh geschieht, denn im Grundschulalter sollten Kinder im eigenen Ort mit ihren Schulkameraden Fußball spielen. Die in der Talentförderung tätigen Fachleute betonen immer wieder, dass Spieler frühestens im D-Juniorenalter wechseln sollten.
Besonders wichtig ist auch, dass das Werben um Spieler anderer Vereine im offenen Dialog mit dem Stammverein und den Eltern stattfindet und nicht mit dubiosen Versprechungen unter Umgehung des Vereins. Sollte es einem talentierten Spieler gelingen, sich sportlich weiterzuentwickeln, ist dies eine Auszeichnung für den Heimatverein.
Oft werden die Nachwuchs-Mannschaften von ehemaligen Fußballern ohne Ausbildung und Lizenz betreut. Wie kann die Qualität verbessert werden?
Giegerich: Mit der Möglichkeit der dezentralen Übungsleiterausbildung, also den Lizenzerwerb ohne dafür Urlaub zu nehmen und Lehrgänge an der Sportschule Oberhaching absolvieren zu müssen, ist bereits ein erster Schritt getan.
Aber auch mit den Fortbildungsreihen "Kleine Spiele für Bambini", "Fit für Kids" (E- und F-Junioren) und "Bleib im Spiel" (A-bis D-Junioren) haben wir weitere Qualifizierungsmaßnahmen im Angebot. Langfristig werden aber nur die Vereine eine erfolgreiche Jugendarbeit vorweisen können, die sich rechtzeitig um die Ausbildungsqualität ihrer Jugendtrainer und -betreuer gekümmert haben.
Die Fragen stellte Werner Kempf