Hedwig sitzt entspannt am Tisch und strickt an einem Stulpenschal. 'Ich fange an, Abstand zu kriegen', sagt die alleinerziehende Diplom-Betriebswirtin (51) aus dem Münsterland. Sie ist seit zehn Tagen zu Gast in der Fachklinik St. Marien in Wertach.
Die Einrichtung ist eine der wenigen 'Mutter-ohne-Kind-Kliniken' in Deutschland, so Geschäftsführer Dirk Kuschmann bei der Wiedereröffnung.
Drei Monate lang war das Haus für eine Generalsanierung geschlossen gewesen. Für die Kosten in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro kam der Träger, die Kongregation der St. Franziskusschwestern Vierzehnheiligen, mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums auf.
'Respekt', meinte Generaloberin Sr. M. Regina Pröls angesichts der Durchführung 'einer so umfangreichen Maßnahme in einem so knappen Zeitraum'. Das Haus habe jetzt einen 'wärmenden Mantel' erhalten, der auch für Geborgenheit und Trost stehe.
'Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Frauen unser Angebot wie einen Mantel erfahren', so die Chefin der Kongregation, die seit mehr als 120 Jahren 'Flagge für die Frauen' zeige. Mit der energetischen Sanierung hoffe sie auch auf geringere Betriebskosten. Ein weiteres Motiv sei der Gedanke an den Umweltschutz gewesen.
Die Klinik sei jetzt für die Zukunft gerüstet, lobte Vizelandrätin Gertrud Knoll. Solche Einrichtungen brauche man mehr denn je, da viele Frauen unter Doppel- und Dreifachbelastung stünden. Die Familienarbeit, so Knoll, erfülle viele gesellschaftlichen Funktionen: 'Das fällt nur auf, wenn sie ausfällt.
' Das soziale und kirchliche Engagement der Franziskusschwestern sei für die Gemeinde von 'unschätzbarem Wert', stellte Bürgermeister Eberhard Jehle fest. Die Fachklinik sei ein wichtiger Partner.
Freude auf die Mütter
'Wir freuen uns für die Mütter', sagte Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks. Die Frauen kämen nach Wertach, um gesund zu werden und sich selber zu finden. Das kann Hedwig nur bestätigen. Sie leidet unter Asthma und merkt in der Wertacher Höhenluft 'jetzt schon den Unterschied'. Sie spricht von hervorragenden Rahmenbedingungen: 'Meine Erwartungen sind bei Weitem übertroffen worden.'
Die Designerin Ellen (42) aus Berlin schätzt die Spiritualität des Hauses, obwohl sie nicht katholisch sei. Sie will sich hier vom Alltagsstress erholen. 'Sehr gut', urteilt auch Martina aus Emmerich am Niederrhein über den Aufenthalt im Haus. Die Verkäuferin (47) ist Mutter eines 18-jährigen schwerbehinderten Sohnes und kann hier endlich einmal vom Alltag verschnaufen.