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Wer kümmert sich um den Frauennotruf?

Lindau / Westallgäu

Wer kümmert sich um den Frauennotruf?

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    Wer kümmert sich um den Frauennotruf?
    Wer kümmert sich um den Frauennotruf? Foto: private aufnahme

    Die Debatten hören nicht auf: Seit Jahren will das Lindauer Jugendamt den Vertrag mit dem Kemptener Frauennotruf kündigen - und erntet jedes Mal den Widerstand der Kreisräte. Nun will das Jugendamt die Fachaufsicht über die Notrufarbeit der katholischen Kirche übertragen - was erneuten Protest auslöst.

    Den bisher letzten Vorstoß Zobels, den Vertrag zu kündigen, hat der Jugendhilfeausschuss im vergangenen Jahr ausgebremst. Damals sollte die von Rupert Membarth geleitete Diözesanberatungsstelle die Notrufarbeit für den Kreis Lindau übernehmen. Denn Jugendamtsleiter Patrick Zobel ist überzeugt, dass diese Stelle besser im Kreis Lindau verwurzelt ist und vor allem auch männliche Berater für betroffene Jungs habe. Doch eine Mehrheit der Kreisräte lehnte diese Kündigung ab. Lediglich einer Kooperation zwischen kirchlicher Beratungsstelle - die vor allem die Präventionsarbeit leisten sollte - und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Träger billigte der Jugendhilfeausschuss.

    Diesen Vertrag sollte die Landkreisverwaltung ausarbeiten. Völlig überrascht ist nun die Lindenberger SPD-Kreisrätin Angelika Eller-Wiedemann, dass darin die Fachaufsicht über die Notrufarbeit der katholischen Kirche übertragen werden soll. Die AWO hat sich jetzt geweigert, diese Änderung zu unterschreiben, wie Eller-Wiedemann im Kreistag vorgetragen hat.

    Die Kreisrätin ist sauer. Zum einen darüber, dass im Vorfeld der neuesten Aktivitäten keinerlei Informationen aus dem Jugendamt gekommen sind: "Der Jugendhilfeausschuss hat seither zweimal getagt - und nichts erfahren." Außerdem stößt es ihr sauer auf, dass Zobel einmal mehr versucht habe, den Vertrag mit dem Frauennotruf auszuhebeln. "Herr Stegmann, bitte sorgen Sie da für Ordnung", fordert sie.

    Der Landrat gab das Thema an den Landratsamtsjuristen Tobias Walch weiter. Der erinnerte daran, dass der Jugendhilfeausschuss der Verwaltung doch den Auftrag erteilt habe, einen Kooperationsvertrag zwischen Landkreis sowie AWO und Beratungsstelle auszuarbeiten. In den Gesprächen hat sich dann nach Walchs Worten herauskristallisiert, dass die Fachaufsicht "für eine gut abgestimmte Arbeit" besser nach Lindau geholt werden sollte. Ein entsprechender Vertragsentwurf sei dann im April an die Arbeiterwohlfahrt geschickt worden.

    Die hat sich das durchgelesen - und abgewunken. Offiziell heißt es laut Walch, der Träger des Kemptener Frauennotrufs sei "mit einigen Punkten nicht einverstanden".

    Doch der Jurist ließ im Kreistag auch anklingen, dass es zweifelhaft sei, ob überhaupt ein Kooperationsvertrag mit den beiden Partnern Awo und Diözesanberatung zustande kommt.

    Eine klare Aussage kam immerhin vom Verwaltungstisch: Der Jugendhilfeausschuss soll nun im September über alle Details informiert werden.

    "Es geht um Inhalte"

    Angelika Eller-Wiedemann will nicht akzeptieren, dass dem Frauennotruf die Fachaufsicht entzogen wird. Denn Fachaufsicht, das ist für die Kreisrätin keine organisatorische Frage - "da geht es um Inhalte". Und da ist für sie klar: "Die katholische Kirche hat nicht die Kompetenz, mit Gewalt umzugehen." Das zeigten jüngste Vorgänge in der Kirche bis hin zu Bischof Walter Mixa.

    Was Eller-Wiedemann zudem hinterfragt: "Warum muss eine Einrichtung wie der Frauennotruf von der Fachaufsicht her beim Jugendamt angesiedelt sein?" Schließlich betreuten Petra von Sigritz und ihre Kolleginnen viele erwachsene Frauen, die nichts mit dem Jugendamt zu tun haben. Die Kreisrätin könnte sich vorstellen, dass diese Aufgabe bei der Juristin Christine Münzberg (die im Landratsamt für den Bereich öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist) in besseren Händen sei, zumal diese auch für Gleichstellungsfragen zuständig sei. (ee)

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