Von Alexandra Decker|Börwang/Oberallgäu'Fasten ohne Wandern ist wie Skifahren ohne Wachs', sagt Dr. Winfried Föhl. 'Zum Fasten gehört Bewegung einfach dazu.' Diese Ansicht habe schon Dr. Otto Buchinger, der Entwickler der gleichnamigen Fastenkur, vertreten, so der Arzt aus Bad Hindelang. Bewegung, sprich Fastenwandern, kurbelt nicht nur den Stoffwechsel an und lässt Pfunde schneller purzeln. Es hebt laut Föhl auch die Stimmung. Oder besser: Es sorgt dafür, dass Fastende die psychische Belastung der Kur besser ertragen. 'Das Problem beim Fasten ist, dass gerade Ungeübte ständig über den Hunger nachdenken', so Föhl. 'Wenn sie wandern, sind sie abgelenkt.' Natürlich sei auch jede andere Bewegung denkbar. Das Wandern biete sich aber an, weil es über Stunden, gleichmäßig betreiben werden könne, im Gegensatz zu anderen Sportarten.
Föhl fastete selbst lange regelmäßig. Nur in den vergangenen drei Jahren habe er keine Zeit mehr gehabt. 'Ich habe es zweimal neben der Arbeit probiert', erzählt er. Er brach die Kuren jedoch ab - unter anderem, weil 'man dabei zu grantig wird', so die Erfahrung des Allgemein- und Sportmediziners. Als eine Faustregel gilt also: Zum Fasten sollte man sich Zeit nehmen.
Das Fastenwandern, so zeigen es Suchmaschinen im Internet, wird in vielen Regionen Deutschlands angeboten. Auch im Allgäu gibt es jede Menge Möglichkeiten, sich einer Kur zu unterziehen. 'Die Nachfrage hat in den vergangenen 15 Jahren zugenommen', weiß Vicky Heer. Es gebe auch immer mehr Fastenkliniken, die auf Bewegung setzen. Die Öcotrophologin und Heilpraktikerin ist Fastenleiterin beim 'Verein für gesundes Leben' aus dem Oberallgäuer Börwang. Dieser bietet Fastenwanderkuren in Zusammenarbeit mit Hotels im Allgäu und deutschlandweit an. Das Programm reicht vom normalen Fastenwandern über Fasten mit Schneeschuhwandern bis zur nicht ganz so nahrungslosen Variante, dem Früchtefasten und Wandern bzw. Golfen. Dabei werden Wanderungen im Hochgebirge ebenso angeboten wie im Flachland, 'ganz nach der Kondition der Teilnehmer', sagt Vicky Heer. Am wichtigsten aber sei immer beständiges Laufen. Höchstleistungen seien nicht gefordert.
Frauen überwiegen
'Viele Teilnehmer kommen regelmäßig. Für sie gehört das Fasten in den Jahresablauf', schildert Vicky Heer ihre Erfahrungen. Im Hochgebirge seien in der Regel mehr Männer vertreten. Ansonsten überwiegen die Frauen. Die Altersstruktur der Teilnehmer sei breit gefächert. Nur 20- bis 30-Jährige seien selten. 'Meistens geht es ab 30 los', sagt Heer. Warum? 'Vielleicht weil da das Bewusstsein kommt, dass es gesundheitlich nicht immer so weiter geht und, dass man etwas für sich tun muss', vermutet sie.