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Wenn nebenan das rote Licht leuchtet

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Wenn nebenan das rote Licht leuchtet

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    Kempten (sh). - Als die Wände in den Wohnungen im Erdgeschoss rot gestrichen wurden, da wusste die 43-Jährige noch nicht, wer dort kurze Zeit später einziehen sollte. Eine Ahnung davon bekam sie erst, als plötzlich Herzen die Fensterscheiben zierten und roter Lichtschein nach draußen drang. Und seit sie las, dass in ihrem Wohnhaus unter anderem auch eine 'asiatische Kindfrau' Männern ihre Dienste anbietet, hat sie Angst um ihre zwölfjährige Tochter. In dem Gebäude unweit der Big Box Allgäu sind vor einigen Monaten mehrere Prostituierte in zwei Wohnungen eingezogen. Seither gibt es große Aufregung bei den Bewohnern des Hauses in der Gutenbergstraße. 30 bis 50 Freier gehen laut den Bewohnern seither täglich im Haus ein und aus - von neun Uhr morgens bis zwei Uhr nachts. Lärm, Ärger mit angetrunkenen Freiern, die an den falschen Türen klingeln, Müll und massenweise Zigarettenkippen vor der Tür - die Anwohner sind mit ihren Nerven am Ende und wollen nun die Stadt um Hilfe bitten. Die allerdings kann derzeit nicht viel unternehmen. Denn die Gutenbergstraße liegt in einem Bereich, in dem Prostitution erlaubt ist (siehe Grafik). Den Sperrbezirks-Zuschnitt ändern kann die Stadt auch nicht so einfach. Denn den legt die Regierung von Schwaben fest, die Stadt kann da nur einen Antrag stellen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings für die Bewohner: Beim Bauamt läuft derzeit ein Verfahren. Dabei geht es laut Ordnungsamts-Leiter Thomas Schuhmaier um die Frage, ob eine solche Nutzung des Wohnhauses überhaupt zulässig ist. Zurück aber zum Haus in der Gutenbergstraße: Angefangen hatte alles vor wenigen Monaten. Im Erdgeschoss des Gebäudes standen zwei Wohnungen leer. Eines Tages stand eine der Wohnungstüren offen. 'Ich hab mich damals noch gewundert, dass alle Wände rot gestrichen waren', erzählt die 43-Jährige. 'Riesige Schilder' weisen seither an der Tür auf erotische Massagen hin. 'Es ist ein ständiges Kommen und Gehen.'

    Freier vor der Wohnungstür An einen Abend kann sich die Mutter der zwölfjährigen Tochter dabei besonders gut erinnern - als nachts gegen 22.30 Uhr plötzlich mehrere Männer auf der Suche nach den Prostituierten plötzlich an ihrer Wohnungstür läuteten. 'Durch den Türspion habe ich sie gesehen - und schon eine halbe Stunde später standen die nächsten da.' Auch bei einer Nachbarin begehrten spät nachts Freier Einlass. Sorgen macht sich die 43-Jährigen außerdem, weil 'meine Tochter sich schon gar nicht mehr traut, Schulfreunde mit nach Hause zu bringen'. Und schlimmer noch sei die Angst, dass Freier irgendwann ihre Tochter ansprechen könnten. 'Welche Zielgruppe eine in der Annonce angepriesene asiatische Kindfrau anspricht, dürfte klar sein.'Ein Umzug ist für die Kemptenerin momentan aber keine Alternative: 'Ich habe beim Einzug etwa 6000 Euro in die Renovierung der Wohnung investiert, das steckt man auch nicht so einfach weg.' Wie sämtliche andere Hausbewohner hat sie sich deshalb an den Kemptener Mieterverein gewandt. Der wiederum hat den Fall mittlerweile an einen Anwalt übergeben. 'Wir versuchen auf der mietrechtlichen Schiene etwas für diese Menschen zu erreichen', erläutert Vorsitzende Ingrid Vornberger. Demnächst will der Anwalt auf Unterlassung klagen, außerdem werden die Anwohner die Miete mindern. 'Das ist eine wirklich ungute Geschichte', meint Vornberger, 'vor allem auch wegen der Kinder im Haus.'Die zuständige Hausverwaltung wollte keine Stellungnahme zu dem Thema abgeben.

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