Buben und Mädchen lernen den 'Weg der Milch' kennen. Von Heike Stix Haldenwang-Börwang Der Mann im weißen Kittel schüttet ein paar Tropfen aus einem Reagenzglas in eine große Wanne mit heller Flüssigkeit. Ein bisschen Umrühren, stehen lassen, und schon wird das Gemisch fest. Da staunen die Buben und Mädchen des Börwanger Kindergartens nicht schlecht. Aber dennoch ist heute kein Zauberer zu Besuch, sondern Matthias Abrell von der Molkereischule in Kempten. Ausgerüstet mit Schutznetzen für die Haare bewundern die Kinder die Metamorphose der Milch in Quark und Käse.
'Wisst ihr, was Bakterien sind?', fragt Abrell neugierig. Zögerlich heben einige Kinder die Hände. 'Ja - die machen uns krank', sagt eines. Da hat das kleine Mädchen natürlich recht, aber: 'Es gibt auch 'gute' Bakterien und die verwandeln zusammen mit dem Labferment aus Kälbermägen die Milch in andere Nahrungsmittel wie Käse, Quark, Butter, Sahne, Joghurt und vieles mehr', erklärt der Fachlehrer für Molkereiwirtschaft.
Mittlerweile hat sich auch der Kindergarten verwandelt, und zwar in eine Käseküche. Dabei sind die Kinder nicht nur Zuschauer. Sie beschäftigen sich schon seit längerer Zeit mit den Themen 'Woher kommt die Milch und was wird aus ihr'. 'Bei diesem Projekt sind die Ideen der Kinder von Anfang an mit einbezogen worden. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt', betont Kindergartenleiterin Claudia Fischer. Als Vorbereitung haben sie Produkte aus Milch gesammelt und zusammen mit dem Erzieherinnen-Team aus den Verpackungsmaterialien ein Plakat gebastelt. Am Montag und gestern hieß es dann Zuschauen und Zupacken: Für die Quarkherstellung muss die geronnene Milch (sie wurde am Vortag mit Bakterien der Gattung Lactococcus und Labferment versehen) gefiltert werden. Die Kinder heben das etwa ein Quadratmeter große Filtertuch an, einer schöpft mit der Kelle die fest gewordene Masse in das Tuch. Dann wird kräftig gepresst, bis der Überstand die Molke in eine Edelstahlwanne fließt. Am Ende wird die feste Masse noch aufgerührt und fertig ist der Quark. 'Im Prinzip ist das das gleiche Handwerkszeug wie früher, nur etwas 'edler', erklärt Abrell.
Besuch auf dem Bauernhof geplant
Natürlich darf ein Happen Käse zum Probieren nicht fehlen. Der selbstgemachte Camembert muss noch etwas reifen. Den Quark und viele andere Leckereien gibt es aber morgen bei einem großen Frühstück im Kindergarten. Um den Kreis zum Thema 'Milch wo kommst du her, wo gehst du hin' zu schließen, werden die kleinen Käsemacher bald einen 'Bauernhof zum Anfassen' besuchen, wo sie auch einmal Ziegen melken und deren Milch probieren dürfen.
Für die Kinder wie für die engagierten Erzieherinnen war dieser kleine Ausflug in die angewandte Mikrobiologie ein spannendes und lehrreiches Erlebnis. Und spätestens beim nächsten Käsebrot werden sie wohl wieder an die 'guten Bakterien' denken.