Franz Pschierer beim BZ-Sommergespräch. Von Renate Meier Buchloe Franz Pschierer vertritt den Stimmkreis 709 Kaufbeuren seit 1994 als CSU-Abgeordneter im bayerischen Landtag. Der 44-Jährige ist Vater zweier Kinder im Alter von elf und fünf Jahren und lebt mit ihnen und seiner Frau Marlies in Mindelheim. Bevor er sich ganz der Politik widmete, studierte er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Augsburg und arbeitete anschließend als Journalist, zuletzt als stellvertretender Chefredakteur der Handwerkszeitung.
Der Sommer ist immer auch die Zeit der Feste. Ob Strohballenwerfen, Wettmelken oder Dirigieren, die Abgeordneten sind stets gern gesehene Gäste. Sehnen Sie sich manchmal danach, einfach irgendwo unerkannt kräftig mitfeiern zu dürfen, anstatt im Mittelpunkt zu stehen?
Pschierer: Ja, absolut! Zum letzten Mal ging es mir so beim Tänzel- und beim Frundsbergfest, wo ich mich einfach gerne in das Getümmel Lagerleben gestürzt hätte. Selbst wenn man bei einem Fest am Nachmittag nur einmal gemütlich eine Tasse Kaffee trinken will, endet das mit Kläranlage, Umgehungsstraße oder Stimmkreisreform.
Wie oft waren Sie schon bei der Landesgartenschau in Memmingen?
Pschierer: Da muss ich erst mal zählen viermal.
Und bei der Expo?
Pschierer: Einmal, dienstlich mit dem Wirtschaftsausschuss des Landtages.
Sie sind als Landratskandidat für das Ostallgäu im Gespräch, wie stehen Sie dazu?
Pschierer: Für Politiker ist es grundsätzlich immer besser, im Gespräch zu sein als nicht. Aber ich bin zunächst bis 2003 als Abgeordneter gewählt und nach dem jetzigen Stand der Dinge möchte ich dieses Mandat auch ausfüllen.
Nach all den Strapazen in den zurückliegenden Monaten: Freuen Sie sich jetzt auf den Urlaub und wo geht es hin?
Pschierer: Wir wollen heuer am Bodensee campen. Das ist ein Erlebnis der neuen Art für mich. Aber den Kindern macht es unbandig Spaß und da haben wir uns entschlossen, das jetzt zu machen. Ich mag Hotels sehr gerne, aber wenn man das ganze Jahr über Termine hat, kann selbst der Frühstückstermin im Fünf-Sterne-Hotel lästig werden. Beim Campen ist das alles lockerer.
Die bayerische Staatsregierung verkauft das bayerische Lebensgefühl gerne mit den Begriffen Laptop und Lederhose, was von beidem besitzen Sie?
Pschierer: Beides, auch wenn der sündteure Laptop meinen schwäbischen Wurstfingern Probleme bereitet.
Ihnen wird Ministerreife nachgesagt. Was braucht ein bayerischer Abgeordneter heute, um dieses Prädikat zu erlangen?
Pschierer: Viele Qualifikationen, die man auch in der freien Wirtschaft braucht, wie hohe Flexibilität, Mut zu Entscheidungen und Entscheidungsfreude sowie ein hohes Maß an Teamgeist. Darüber hinaus Bürgernähe und barocke Lebensfreude.
Und was braucht ein Schwabe zusätzlich?
Pschierer: Nichts! Ein Schwabe hat von Geburt an die erforderlichen Qualifikationen für fast alles.
Nehmen Sie die Brenner-Route oder die
von den Schwaben favorisierte Strecke durch die Schweiz, wenn Sie nach Italien fahren?
Pschierer: Ich persönlich fahre über den Brenner, aber im Interesse der heimischen Wirtschaft und Spediteure halte ich es nicht für richtig, die Diskussion nur auf den Brenner zu verengen, das ist eine Sackgasse.
Sie sind im Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Technologie tätig. Gibt das Anhaltspunkte für Ihre weitere Politiker-Karriere?
Pschierer: Von allen großen Politikthemen macht mir die Wirtschafts- und Verkehrspolitik am meisten Spaß. Das ist konkret, greifbar, bunt und vielfältig. Man kann im Großen was tun, aber auch in der Region. Wenn ich es mir aussuchen darf, sollte es in meiner künftigen Laufbahn um diese Themen gehen.
Wenn Sie den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Bundeskanzler Gerhard Schröder vergleichen, wo sehen Sie Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
Pschierer: Beide haben ein Politikverständnis, das ich als modern und zeitgemäß bezeichnen würde. Und beide wissen, dass Politik auch Öffentlichkeit braucht. Beide machen vor der Kamera eine gute Figur, aber im Gegensatz zu Schröder bringt Stoiber dabei auch Inhalte rüber. Bei Stoiber weiß man, wenn er hinter einer Sache steht. Er hat zu allem eine klare Position, ja oder nein. Bei Schröder fehlen Inhalte und Überzeugungen, da gilt mehr sowohl als auch.
Vielleicht treten 2002 beide Männer als Kanzlerkandidaten gegeneinander an. Wem geben Sie die größeren Chancen?
Pschierer: Stoiber wäre für mich ein hervorragender Bundeskanzler, aber ich persönlich wünsche mir als Abgeordneter auch weiterhin einen Ministerpräsidenten Stoiber.
Sie waren früher selbst Journalist welche kritische Frage würden Sie sich heute stellen?
Pschierer: Welchen Beitrag leisten Sie, damit die Politik den Bürger glaubwürdig erreicht?
Sie werden voraussichtlich nur noch in dieser Legislaturperiode für den Raum Buchloe zuständig sein. Danach soll die Verwaltungsgemeinschaft Buchloe zu einem anderen Stimmkreis gehören. Haben Sie Buchloe kampflos aufgegeben?
Pschierer: Natürlich nicht! Aber ich weiß, wann man einen Kampf beginnen muss und wann er zu Ende ist. Mir wäre es am liebsten gewesen, Buchloe zu behalten. Wenn ich mir anschaue, was wir hier zusammen mit den Kommunalpolitikern in den vergangenen Jahren bewegt haben, gebe ich dieses Gebiet ungern auf. Ich bin auch heute noch der Meinung, dass es nach dieser Reform für den Bürger nicht unbedingt besser und transparenter sein wird, aber die Entscheidung, Stimmkreise einsparen zu müssen, ist bei einem Volksentscheid gefallen.