Von Stefanie Heckel, Gopprechts Das Feuer des Holzes erlischt, das Feuer der Liebe brennt ewig - so heißt es zumindest in einem bekannten arabischen Sprichwort. Weitgehend unbekannt ist dagegen, dass Holzfeuer zwar kürzer brennt, dafür aber so heiß, dass auch das Herz entflammen kann. Wer das nicht glaubt, sollte am Sonntag einen Abstecher nach Gopprechts machen, wo einmal im Jahr Herzen und Holz gleichzeitig erglühen. Dort wird nämlich die alte Tradition des Funkenscheiben-Schießens aufrecht erhalten. Wenn die Burschen des Ortes dann die Holzscheiben in die Luft schleudern, soll ihnen das die Liebe ihrer Freundin dauerhaft sichern, wie der Gopprechtser 'Funkenfachmann' Thomas Schöll zu berichten weiß. Na gut, ganz so streng nimmt man das mit dem alten Fruchtbarkeitsritus dann auch nicht. Wer mit der Liebe nichts am Hut hat, darf seine Scheibe auch zum Wohl von anderen Dingen schleudern. Nichts destotrotz gibt es den Brauch Schöll zufolge eigentlich nur noch in Gopprechts und in einigen umliegenden Dörfern - und so ist mittlerweile auch das Fernsehen aufmerksam geworden auf den kleinen Ort. So kam es, dass gestern ein mehrköpfiges Kamerateam samt Moderatorin Christine Schneider anrückte, um ein paar Szenen für die heutige Sendung 'Unser Land' (Bayerisches Fernsehen, 19 Uhr) abzudrehen. Die Bilder vom Funkenaufbau sollen dann zusammen mit Eindrücken vom bereits brennenden Funken (das wurde schon vor einigen Jahren aufgezeichnet) gesendet werden.
Und weil es natürlich nicht alltäglich ist, dass das Fernsehen bei einem im Dorf vorbeischaut, legte sich der Nachwuchs dann auch kräftig ins Zeug: Während Moderatorin Schneider fröstelnd und auf einem alten Schlitten sitzend in die Kamera moderierte, zogen und zerrten hinter ihr die Burschen Holz auf einem Schlitten durch den Tiefschnee. Nicht, dass die Gopprechtser wirklich so umständlich wären. Aber fürs Fernsehen sollte es halt doch etwas Besonderes sein. Fernsehen hin oder her - in Gopprechts ist es jedes Jahr eine rechte Schufterei, bis das ganze Holz auf der Anhöhe neben der Kapelle aufgeschichtet ist. Belohnt wird man dann jedoch damit, am Funkensonntag nicht nur den eigenen, sondern mindestens zwei Dutzend andere Funken im Umland vom Hügel aus brennen zu sehen. Darauf ist auch Schöll stolz, der schon vor vielen Jahren beim Funkenbau in Gopprechts dabei war. Mittlerweile überlässt er das Feld der heutigen Jugend. Das mit dem Funkenscheiben-Schießen, das macht er trotzdem noch. Und wenn er dann die viereckige Holzscheibe glühend aus dem Feuer holt und sie mit Wucht vom Stock schleudert, dann widmet er sie wie früher seiner Frau - nur, dass er heute auch seine Söhne in Gedanken miteinschließt. So sieht es aus, wenn der Funkenbau für eine TV-Sendung aufgezeichnet wird. Den Film gibt es heute Abend im Bayerischen Fernsehen.