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Wenn ein Chef über 5000 Euro pro Stunde verdient

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Wenn ein Chef über 5000 Euro pro Stunde verdient

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    Kempten(mic). - Der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verdient pro Stunde 5288 Euro. 'Otto Normalverbraucher' hingegen bekommt laut Student Ingo Reichart knapp 14 Euro Stundenlohn. Vorstandsgehälter waren ein Aspekt beim gestrigen 10. Hochschulforum für Personal-Management an der Fachhochschule (FH) Kempten. Es stand unter dem Motto 'Business & Moral'. Studenten diskutierten dabei aktuelle Probleme der Personalarbeit mit Geschäftsführern und Personalleitern regionaler Unternehmen. Durch die Globalisierung und den gesellschaftlichen Wertewandel hat das Thema Moral laut dem Dekan der FH Kempten Prof. Dr. Peter Weis in der Wirtschaft an Relevanz gewonnen. Vorrangiges Unternehmensziel seien hohe Gewinne, doch müssten Manager auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Wie die Praxis aussehen kann, zeigte sich beim Hochschulforum. Grundlagen der Unternehmensethik präsentierten Studenten des Schwerpunkts Personal.

    Dass Moral in der Praxis verwirklichbar ist, skizzierte Wolfgang Schultz, geschäftsführender Gesellschafter bei Magnet-Schultz in Memmingen. An einer abschließenden Forumsdiskussion beteiligten sich Arbeitgeber sowie Vertreter der Arbeitnehmerseite und der Studentenschaft. Ein umstrittenes Thema waren vor allem Vorstandsgehälter. Als Beispiel führte Ingo Reichart, Student des Schwerpunkts Personal, den Topverdiener und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann an. 7,72 Millionen Euro Einzelgehalt ohne Aktienoptionen verdiente er im Jahr 2003. Zwischen 1995 und 2003 habe sich sein Gehalt damit um 753 Prozent gesteigert. Und während ein Bankchef laut Reichart vor 15 Jahren das zehnfache eines Angestellten verdient habe, erhalte er heute das hundert- bis zweihundertfache Gehalt. Wer Unethik an Managergehältern aufhänge, ignoriere etwa die Gehälter von Spitzensportlern aber auch Spitzengewerkschaftlern, hielt Magnet-Schultz-Gesellschafter Wolfgang Schultz entgegen. Motive für Unternehmen, sich moralisch zu verhalten, sind laut Student Markus Schalk: moralische Verantwortung, die Sicherung des eigenen Umfeldes, vor allen Dingen aber das damit verbundene positive Firmen-Image. Die Moral bei Unternehmen in der Region ist laut Manfred Heeb, Verdi-Gewerkschaftssekretär im Bezirk Kempten, generell nicht zu beanstanden: Etwa 98 Prozent verhielten sich fair, tatsächliche Probleme gebe es bei einem halben Prozent. Meist gehe es vor dem Arbeitsgericht um Lohnzahlungen, zu Auseinandersetzungen komme es häufig auch, wenn ein Betriebsrat eingerichtet werde. Und wie kann Moral praktisch verwirklicht werden? 'Besser als alle Regelwerke funktioniert der Wettbewerb', sagte Schultz. Und schlug vor, vorbildliches Verhalten auszuzeichnen. Säulen seiner Betriebsethik sind unter anderem Vorbildfunktion - 'und damit meine ich mich als Allerersten' -, eine transparente Organisation, der Dialog mit den Mitarbeitern, aber auch eine Gewinnbeteiligung.

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