In die entlegenen Ortsteile von Weiler dürfen die Sternsinger mit dem Auto fahren Von Kathrin Felle Weiler im Allgä. Trotz globaler Klimaerwärmung ist der Januar nach wie vor ein eisiger Monat. Der Job als Sternsinger ist daher auch traditionell von klirrender Kälte, Schneeflocken und rutschigen Straßen begleitet. 'Es macht aber Spaß', kommt es unisono von den Weilerer Ministranten. Sechs Gruppen sind drei Tage lang unterwegs, um die bekannte Buchstabenfolge C-M-B mit der neuen Jahreszahl zu versehen. 'Ich brauch noch einen Lumpen', ruft Melanie Diwo ihrer Gruppe zu, bevor es losgeht. Schließlich muss die alte Jahreszahl erst einmal vom Türrahmen gewischt werden. Die 16-Jährige ist dieses Jahr als Gruppenleiterin für die Organisation zuständig und daher nicht verkleidet. Sie läuft aber mit, den Rucksack geschultert, in dem die Süßigkeiten verschwinden. Schokolade, Bonbons, Kekse und sonstige Leckereien bekommen die Sternsinger als Dank für ihre Mühe an vielen Haustüren überreicht. 'Am letzten Tag wird alles aufgeteilt. Da kommt ganz schön etwas zusammen', freuen sich die Heiligen Drei Könige. Auch den einen oder anderen Euro bekommen sie zugesteckt. 'Davon gehen wir Pizza essen. Das kommt alles in die Ministrantenkasse', erzählt Valentin Gasch. Der 10-Jährige ist dieses Jahr Melchior, der 'Mohr', und hat deshalb schwarze Schminke dick im Gesicht. Dass diese manchmal ganz schön juckt ist unter den Ministranten allgemein bekannt. Nicht jeder reißt sich daher darum, den schwarzen König zu spielen. Daniel Sutter, ebenfalls zehn Jahre und dieses Mal als Balthasar unterwegs, findet 'einmal reicht', und meint die schwarze Farbe im Gesicht. Valentin stört das alles gar nicht so. 'Manchmal kratz ich mich', gibt er zu.
Abends wird mit viel Niveacreme, Seife und Wasser aus Melchior dann wieder der Weilerer Bub. 'Kinder schaffen etwas' ist das Motto des diesjährigen Dreikönigssingens, bei dem für Kinder in Peru gesammelt wird, damit diese nicht arbeiten müssen, sondern in die Schule gehen dürfen. Und die 24 Weilerer Ministranten, die sich freiwillig als Sternsinger gemeldet haben, schaffen wirklich etwas. Mindestens vier Stunden täglich marschieren und singen sie, sagen ihr Sprüchlein auf und frieren, vor allem wenn es langsam dunkel wird. Jeder der Drei Könige hat einen Vers aufzusagen, bevor sie im Gleichklang den Segensspruch fürs Haus sprechen. 'Etwa eine Woche haben wir Zeit zum Lernen', sagt Carina Rief, die als weiblicher König Caspar das Trio komplett macht. 'Aber es ist ja nicht schwer.' Sie gehört mit ihren 16 Jahren schon zu den Älteren. Letztes Jahr war sie Gruppenleiterin, dieses Jahr singt sie wieder. Doch nicht alle Gruppen müssen laufen. Die so genannte 'Mobilgruppe' mit Valentin, Daniel und Carina, ist mit dem Auto unterwegs um auch in die etwas abgelegenen Ortsteile wie Obertrogen, Untertrogen oder Weissen zu gelangen. Das bedeutet Fahrdienste für die Eltern. Doch auch der entlegenste Hof soll nicht vernachlässigt werden. Schließlich mussten die drei Weisen aus dem Morgenland auch einen weiten Weg zurücklegen, bis sie Weihrauch, Gold und Myrrhe dem Jesuskind in die Krippe legen konnten. Letztere zwei Gaben haben die Sternsinger zwar nicht dabei, aber der rauchende Weihrauchkessel ist Tradition. In manche Häuser werden sie hineingebeten, damit der weiße Rauch mit segnender Wirkung die Zimmer füllt. Andere dagegen können mit dem Geruch nichts anfangen. 'Als Ministrant musst du ihn mögen', ist die Meinung von Tobias Ohmayer zu diesem Thema. Er ist mit einer 'Fußgruppe' unterwegs. 'Die meisten freuen sich, wenn wir kommen. Nur wenige machen nicht auf oder geben nichts', können die drei der Mobilgruppe aus Erfahrung berichten. Daher macht es ihnen auch Spaß und sie können sich gut vorstellen, auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.