Schwangau (wil). - Ludwig Thoma wusste es noch, dass die Gutenachtgeschichten in Bayern einst Heiligenlegenden statt waren. Da erzählt die alte Magd Loni im 'Ruepp' dem kleinen Michel, der dann auch 'auf geistlich' studieren sollte, Erbauliches vom Leonhard, Koloman und Korbinian. Das Neueste auf dem diesbezüglichen Gebiet der Kinderunterhaltung ist das Kolomandl-Malen als Ferienspaß in der Gegend um Zell am Moos nahe dem Mondsee. Bei der ältesten Holzkirche Österreichs, der Kolomanikapelle treffen sich die Kinder auf dem Erlebnisweg zum Bemalen lustiger Wurzel-Kobolde, der Kolomandln. Noch heute droht dort manche Mutter: 'Wenn du nicht brav bist, dann kommt das Kolomandl und holt dich'. Abgesehen von großen Nöten war der Heilige nicht nur als Kinderschreck brauchbar. Immer wieder findet sich auf Votivtäfelchen die Wallfahrtsbitte lediger Mädchen: 'Heiliger Sankt Koloman, schenk mir einen braven Mann'. Im steirischen Ausseer Land zogen sie einst am Colomanstag zum Kalvarienberg und beteten für ihr Anliegen. Zur Kirchweih beim Patroziniumsfest hat nicht nur Schwangau seit bald 500 Jahren das Marktrecht. Der wichtigste Weinmarkt der Steiermark war der Kolomanimarkt in Bad Radkersburg. Der älteste dieser Herbstmärkte, der sich über die Jahrhunderte hielt, ist heute auch der größte und beliebtes Ausflugsziel von Busunternehmen bis nach Bayern herein, der Kolomankirtag am 13. Oktober unterhalb des Stifts in der Stadt Melk. Eher bauernschlau als fromm mag dazu die Sage vom geizigen Abt von Melk sein. Er verweigerte den Wallfahrern die übliche 'Gspend' - Wein, Brot und eine Mahlzeit. Daraufhin rutschte das Kloster jene Nacht um eine Stufe ab. Als im nächsten Jahr dasselbe geschah, führte er die Speisung wieder ein. Als Armenspeisung blieb sie erhalten - den Konventswein muss man sich allerdings kaufen. Feste gibt’s auch anderswo. Rohrenstadt bei Neumarkt ist eine der Oberpfälzer Kirwa-Hochburgen. Drei Tage dauert die Kirwa zum Patron Colomann. Während Schwangau sich auf das große Fest vorbereitet, geht’s dort schon rund.
Kranzlstechen für geübte Reiter Die Gemeinde St. Koloman an der Taugl im Salzburger Land macht ihrem Namen wieder alle Ehre. Der Reitverein ließ das Fest mit dem Umritt in fünfjährigem Turnus wieder aufleben. Immerhin 70 Pferde und 1500 Zuschauer waren im Vorjahr bei der Pferdebenediktion und dem Wettersegen. Danach ging es zum Kranzlstechen, bei dem nicht immer die schnellsten Reiter siegen, denn sie müssen vom Pferd aus auch das Kranzl erwischen, den Siegeskranz, mit dem einst der Märtyrer im Himmel belohnt wurde. Ums Pferd dreht sich auch die Sage vom Schmied in Rastenfeld im Kamptal unweit der Märtyrerstätte Stockerau. Da habe der Pilger sein Pferd beschlagen lassen. Doch der Schmied wollte kein Geld, er tue es um Christi willen. So verlieh der Heilige ihm die Gabe, gegen Tod und Teufel gefeit zu sein. In der Holledau finden sich an mancher Kirchentür Spuren aufgenagelter Hufeisen. Mehrere Dorfkirchen sind ihm da geweiht. Die Erbauung erster Kapellen an heilkräftigen Brunnen oder Quellen für Augenleiden ist oft verbunden mit der Legende, der Heilige habe an jenen Stellen auf dem Wege ins heilige Land gerastet. Durch die Jakobus-Pilgerwege wurde manches dieser Kirchlein aus dem Dornröschenschlaf gerissen, wie das Heiligbründl im Bayerischen Wald am Graineter Kapellenweg. In Eichenbrunn in Niederösterreich soll er bei einer Eiche gerastet haben und beim Colomaniberg am Mondsee unweit des uralten Benediktinerklosters. Der Wahrheitsgehalt dahinter: alte heilige Stätten sind es, auf das frühe Christentum gehen sie zurück. Oft auch noch weiter, das zeigen die heiligen Jungfrauen, die drei 'Bethen' im Kolomankirchlein bei Percha im Pustertal. Im Dienst des obersten Herrn über die frühen Stätten der Colomansverehrung, dem Erzbischof von Salzburg, wusste schon um 1100, lange vor der Entstehung der Schwangauer Wallfahrt, ein Schwangauer vom Melker Heiligen und damaligen Patron der Ritter und Edelleute. Ein Hiltbold von Schwangau war persönlicher Kaplan des Erzbischofs Konrad I. Sein recht streitbarer Herr machte ihn 1106 zum Bischof von Gurk in Kärnten. Dort war Hiltbold dann allerdings hauptsächlich mit Landesverteidigung beschäftigt. Vom Versuch ökumenischen Zusammenlebens zeugt eine Verordnung des früher zum Bistum Augsburg gehörigen Schwäbisch Gmünd. Von der Kolomankirche in Wetzgau fand seit dem Mittelalter die Patroziniumswallfahrt zur Kolomankapelle Böhmenkirch statt. Die Prozession durch die evangelische Gegend war lange verboten, dann 1741 wieder erlaubt, doch mussten Fahne und Kreuz eingezogen werden.