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Wenn das Adrenalin ins Blut schießt

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Wenn das Adrenalin ins Blut schießt

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    Von Julia Berktold Ofterschwang - Gespannt schauen Passanten den Kletterern am Kletterturm zu wie sie steile und teilweise überhängende Kletterwände hochkraxeln. Einer der Mutigen in der Wand ist Maxi Klaus aus Ofterschwang. Geschickt und hochkonzentriert schraubt er sich gesichert an einem Seil nach oben. Seine Bewegungen sehen von unten ganz leicht und spielerisch aus. Nur die Spannung in seinen Muskeln und Sehnen an Händen und Beinen lässt den extremen Krafteinsatz erahnen. An Griffen, die von unten aussehen, als könne man sich unmöglich an ihnen festhalten, hängt er sich geschickt mit zwei Fingern ein und drückt sich weiter nach oben. Gerade als er wieder etwas Magnesium aus seinem 'Chalkbag' in seine Hände reiben möchte, rutscht er ab. Den Passanten stockt der Atem. Doch Maxi Klaus fällt nicht weit nach unten. Er wird von einem zweiten Mann gesichert und fällt also weich ins Seil. 'Klettern ist mehr als nur Sport. Es ist 'lifestyle'. Mit diesen Worten beschreibt Maxi Klaus seine Lieblingssportart. Der 34-Jährige ist mehrfacher Weltcupteilnehmer im Sportklettern und Bouldern, Co-Trainer der Kletternationalmannschaft und international anerkannter Routenbauer für Kletter-Weltcups. Das Faszinierende am Klettersport ist für ihn die Vielseitigkeit: der Einsatz verschiedenster Körperteile von den Fingerspitzen bis in die Zehen, die Konzentration, Geschicklichkeit und die Geselligkeit. So muss man beim Sportklettern immer mindestens zu zweit sein. Einer klettert und der andere sichert. Zur Ausrüstung gehört daher der Klettergurt, ein Seil - zwischen 50 und 70 Meter lang - und Sicherungsgeräte. Außerdem trägt man Kletterschuhe.

    'Die sollen richtig eng sein, am besten die Schuhgröße bis zu drei Nummern kleiner als gewohnt wählen. Nur so kann man mehr Kraft übertragen und ein besseres Körpergefühl erreichen', weiß der begeisterte Kletterer aus Erfahrung. Möchte man mit dem Klettern beginnen, empfiehlt Maxi Klaus einen Kletterkurs zu machen. Nur so erlerne man die richtige Technik. Und gerade das Sichern sollte ausgiebig erklärt und geübt werden. Eine weitere Art des Kletterns ist auch sehr beliebt - das 'Bouldern'. Im Unterschied zum Sportklettern wird hier nicht gesichert. Man klettert an Wänden nur in Absprunghöhe. Rutscht man oder geht einem die Kraft aus landet man sanft auf Weichbodenmatten, den so genannten 'Crah-Pads'. Beim Bouldern geht es um 'Moves' - kurze, maximale und technisch anspruchsvolle Kletterzüge. 'Beim Bouldern immer an eine Zahnbürste zum Griffe sauber machen denken', ist Maxi Klaus' Geheimtipp. Ob in der Halle oder in der freien Natur, beim Klettern lässt es sich optimal für ein paar Stunden entspannen. 'Man konzentriert sich für einen Moment nur auf die Wand. Manchmal kostet es auch Überwindung und Mut, dafür wird danach aber jede Menge Adrenalin freigesetzt,' ist Maxi Klaus überzeugt. Außerdem sei es ein tolles Gefühl im Team zu arbeiten. 'Man muss sich auf einen anderen einstellen und sich auf ihn verlassen können.' Aus diesem Grund ist auch die Popularität von Hochseilgärten in den letzten Jahren gestiegen. Gerade Firmen versuchen, mit einem Besuch den Teamgeist im Betrieb zu stärken. Die Kletterer haben ihre ganz eigene Sprache entwickelt. Hier die wichtigsten Ausdrücke:Toprope: Klettern im Nachstieg Chalkbag: Säckchen gefüllt mit Magnesium zum um die Hüfte schnallen Expressschlinge: Zwei Karabiner mit Schlinge zum Sichern zwischen Seil und Haken Rotpunkt: Klettern einer Route im Vorstieg ohne technische Hilfsmittel Run out: weiter Haken Abstand Bolt: gebohrter Sicherungshaken Heel hook: Einhaken der Ferse zur Besseren Kraftübertragungi Die schönsten Klettergärten sind laut Maxi Klaus: 'Klingenbichel' bei Oberstdorf, 'Waihar' am Oberjoch, 'Grauer Stein' Burgberg, Tiefenbach und der Rottachberg (für Profis) Kletterwände in der Region gibt es in: Oberstdorf (Inform Park), Seltmanns, Waltenhofen (Sportpark), Scheidegg (Sportalm) Kempten (Engelhaldepark) und Oberstaufen-Kalzhofen. Foto: imago

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