Rechtler erwecken Spaziergebiet aus Dornröschenschlaf Oberstdorf (pts). Aus dem Dornröschenschlaf wird das älteste Naherholungsgebiet von Oberstdorf erweckt. Bereits 1885 pflanzten die Tourismus-Pioniere auf einem kleinen Höhenzug zwischen der Trettach- Mühlenbrücke und dem Moorweiher eine Ahorn-Allee und schufen ein Wegenetz für die Sommerfrischler. Im Lauf der Jahrzehnte geriet das Areal, das den Oberstdorfern unter dem Begriff Hofmannsruh geläufig ist, jedoch ins Hintertreffen. Der Verein der ehemaligen Rechtler räumte jetzt - bildlich gesprochen - entstandenes Dornengestrüpp und Dickicht weg, damit die Schönheit neu erblühen mag. Rechtler-Vorsitzender Leo Huber und seine Mitstreiter waren in den vergangenen Wochen damit beschäftigt, auf eigene Kosten zugewachsene Sichtachsen freizulegen und den baumbestandenen Rundweg neu zu planieren. Das 10 Hektar große, nicht mehr landwirtschaftlich bearbeitete Gebiet war ziemlich zugewachsen. Und die Spaziergänger schlugen einen Bogen um den dunklen Hain. Die Erkenntnis von Bauer Huber daraus: Wo sich die Landwirtschaft zurückzieht, zieht sich auch der Gast zurück. Nur zehn Gehminuten vom Ort weg tut sich nach der Holzer-Aktion aber nun wieder ein weiter Blick auf Oberstdorf und das obere Illertal bis nach Kempten auf. Im Süden grüßt die Oberstdorfer Hochgebirgskette.
Das ist für mich der Kurpark hoch drei, schwärmt Huber von der Örtlichkeit im Oberstdorfer Süden, die eigentlich vordere Halden heißt und der bäuerlichen Wald- und Weidegenossenschaft gehört. Vor allem die Sonnenuntergänge seien von Hofmannsruh aus betrachtet ein Traum, animiert der Rechtler-Chef Einheimische und Urlauber zum frühabendlichen Spaziergang. In dieser Erkenntnis kann ihm Kurdirektor Michael Schmidl nur beipflichten. Er ist sehr dankbar für die private Initiative, zumal auch hiesige Gastwirte als Sponsoren aufgetreten sind und inzwischen zehn Ruhebänke gestiftet haben. Für das in Vergessenheit geratene wunderschöne Gebiet , so Schmidl, gelte es nun, die Werbetrommel zu rühren. Ein Wegweiser von der Mühlenbrücke aus fehlt allerdings noch. Die gezielte Beschilderung soll im Frühjahr besorgt werden, wenn ohnehin ein üppig bezuschusster Austausch aller Wanderwege-Tafeln in Oberstdorf stattfinden wird. Schutz der vornehmen Blässe Leo Huber ist zwar heimatgeschichtlich gut bewandert. Aber warum der Flecken mit dem einsam stehenden Haus (ein ehemaliges Kin- derheim) nun gerade Hofmannsruh heißt, weiß auch er nicht zu sagen. Vielleicht hat es im 19. Jahrhundert einen Förderer dieses Namens gegeben, der die Baumpflanzaktion des Verschönerungsvereins finanziell begleitet hat. Die jetzt im bunten Herbstlaub gekleidete Allee diente übrigens keinem anderen Zweck, als die vornehme Blässe der Damenwelt zu bewahren. Vielleicht sorgt die Renaissance des natürlich belassenen Außerorts-Kurparks auch für eine Wiedergeburt der damals auf dem grünen Moränenhügel gefeierten Waldfeste, natürlich inklusive eines Bilderbuch-Sonnenuntergangs.