Von Alexandra Decker Marktoberdorf. - Merkwürdig ist die Situation zu Beginn schon: Da sitzen mehrere Personen - die meisten mittleren Alters - in einem Kreis. Etwas verlegen und verständnislos wechseln sie ab und zu einen Blick. So richtig ist den Wenigsten klar, was an diesem Abend unter dem Titel 'Lach-Yoga-Einführung' in der Thalhofener Grundschule auf sie zukommt. Bisher hat Trainer Christoph Emmelmann nichts zum Ablauf gesagt. Klar ist nur: Der Lach-Yoga-Therapeut aus München, der jeden Neuling so fröhlich begrüßt, unterstützt Roswitha Lang bei der Gründung der ersten Marktoberdorfer Lach-Yoga-Gruppe. Nach und nach treffen immer mehr Lachwillige ein. Zusätzliche Stühle werden gebraucht. Schließlich ist die Runde komplett. 24 Frauen und Männer sind gekommen - aus unterschiedlichen Gründen. 'Mich interessiert, wie man andere zum Lachen bringt. Das ist ja nicht immer einfach', erzählt jemand. Eine Frau ihm gegenüber erhofft sich durch den Kurs Hilfe, um 'das Lachen, das in jedem Menschen steckt, leichter frei zu räumen'. Das scheint auch nötig, glaubt man Emmelmann, der vergleicht: 'Ein Kind lacht drei bis 400 Mal täglich, Erwachsene nur bis zu 15 Mal'. Der Grund: 'Wir denken zu viel'. Um das zu vermeiden, muss die Lach-Yoga-Gruppe zuerst 'das Hirn aus dem Kopf nehmen'. Manche grinsen an dieser Stelle verständnislos. Aber alle folgen Emmelmanns Beispiel und geben quietschende Geräusche von sich, als sie ihre imaginäre Schädeldecke öffnen. Dann nehmen sie ihr 'Gehirn' und schieben es unter ihren Stuhl. Nun steht gedankenfreiem Lach-Yoga nichts mehr im Weg. Los geht es mit künstlichem 'Ha, ha, ha'. Das klingt recht leise und irgendwie merkwürdig. Hemmungen sind die Ursache. Sie sind bei den meisten noch recht stark. Es sind eben doch Erwachsene. 'Ein Kind schreit, weint und lacht, wenn ihm danach ist. Macht das auch', ermuntert Emmelmann die 'Lachanfänger'. 'Man darf nicht alles in sich hineinfressen. Man muss auch entspannen. Mit Lach-Yoga geht das sofort', so der Therapeut und macht es mit grölendem Gelächter vor. Langsam kommen auch seine Lachschüler in Fahrt. Was bleibt einem schließlich anderes übrig, als zu lachen, hüpfen erwachsene Menschen wie aufgescheuchte Hühner, wild mit den Armen flatternd, um einander herum. 'Im Tierreich gibt es viele Vorbilder, wie man entspannt', sagt Emmelmann. Als Beispiel nennt er Bären, die ihren Rücken an Bäumen scheuern. Das sollen die Lach-Yoga-Neulinge nachmachen. Aber Baum ist keiner in der Nähe. Also muss der Rücken des Nachbarn herhalten. Gekannt hat man den Menschen, an dessen Rücken man sich nun reibt, vorher nicht. Aber das spielt keine Rolle, denn Lachen verbindet. Und mittlerweile klingt es auch nicht mehr künstlich. Im Gegenteil, schallendes Gelächter erfüllt den Raum. Mancher muss husten, hat Tränen in den Augen oder einen roten Kopf.
'Ganz schön anstrengend'Auf jede Lachübung folgt tiefes Atmen. 'Das entspannt und erhöht bei längerem Training das Lungenvolumen', klärt der Trainer auf. Mit Atemübungen endet der Kurs schließlich auch. Die meisten Teilnehmer jedoch lächeln immer noch. 'Am Anfang kostet es Überwindung, aber jetzt bin ich fröhlich und konnte mich endlich mal nur auf mich konzentrieren', meint Lilly Albrecht aus Thalhofen. Anton Schopp hat ebenfalls noch immer ein Lächeln im Gesicht. Der Altenstädter sieht allerdings auch etwas geschafft aus. 'Es war ganz schön anstrengend, so lange zu lachen. Ich bin richtig ins Schwitzen gekommen', beschreibt er seine Erfahrungen. Aber der Einführungsabend gefiel ihm, wie vielen anderen auch. 'Sechs haben sich bereits für den nächsten Kurs angemeldet', erzählen Roswitha Lang und ihr Mann Franz glücklich. Endlich müssen sie zum Lach-Yoga nicht mehr bis Memmingen fahren, sondern haben Gleichgesinnte in ihrer Heimatstadt gefunden. i Weitere Lachwillige können sich bei Roswitha Lang unter Telefon 08342/6143 informieren und zu ihrem Kurs anmelden. Informationen zum Lach-Yoga gibt es außerdem bei Christoph Emmelmann unterwww. muenchner-lachschule. de