Buchloe(bz). - Chronische Heiserkeit oder Atemnot können die unangenehmen Folgen einer Schilddrüsenoperation sein. Um dieses Risiko möglichst klein zu halten, haben die Chirurgen der Kreiskliniken Buchloe und Marktoberdorf eine neue Methode in der Strumachirurgie eingeführt - das Neuromonitoring des Stimmbandnervs. Dadurch lasse sich das Verletzungsrisiko des Stimmbandnervs bei einer Schilddrüsenoperation auf unter ein Prozent senken. Der Buchloer Chefarzt Dr. Stefan Härtel hat an seiner bisherigen Wirkungsstätte rund 70 bis 90 derartige Eingriffe pro Jahr vorgenommen. Eine Störung der Stimmbandfunktion gehöre zu den belastendsten Komplikationen nach einer Operation an der Schilddrüse. Sie werde durch eine Schädigung des Stimmbandnervs (Nervus recurrens) verursacht. Da dieser Nerv in unmittelbarer Nähe der Schilddrüsenrückseite verlaufe, könne er während einer Operation durch Zerrungen, Druck oder Durchtrennung geschädigt werden. Bei einer einseitigen Schädigung des Nervus recurrens komme es zu Heiserkeit und Stimmschwäche, bei einer beidseitigen Schädigung könne die Atmung so behindert sein, dass im Extremfall ein Luftröhrenschnitt erforderlich wird. Neueren Studien zufolge liege die Häufigkeit einer Verletzung des Stimmbandnervs bei einer Schilddrüsenoperation ohne Neuromonitoring bei etwa zwei bis drei Prozent, heißt es. Mithilfe der neuen mikrochirurgischen Technik lasse sich dieses Risiko auf unter ein Prozent senken. Bislang erfolgte die Identifikation des Stimmbandnervs während der Operation auf optischem Weg, indem der Nerv vom Operateur freigelegt wurde. Seit kurzem steht den Chirurgen der Kreiskliniken Ostallgäu ein Gerät zur Verfügung, mit dem der Stimmbandnerv während des Eingriffs identifiziert und seine Funktion bis zum Abschluss der Operation überwacht und dokumentiert werden könne. Dieses Verfahren wird als intraoperatives Neuromonitoring bezeichnet.
Elektrode im Stimmband-Muskel Das Neuartige an dieser Methode laut Pressemitteilung der Kliniken: 'Während der Operation wird eine feine Nadelelektrode in die Stimmbandmuskulatur eingebracht, die jede Muskeltätigkeit anzeigt. Indem nun ein Reizstrom angelegt wird, kann der Nerv am Hals gesucht und sein Verlauf exakt verfolgt werden. Bislang war die Identifikation des Stimmbandnervs bei schwierigen Operationen wie der Entfernung der gesamten Schilddrüse, bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen oder Wiederholungseingriffen häufig durch atypische Verläufe des Nerven oder Narbengewebe erschwert.' 'In solchen Fällen wird nach unseren bisherigen Erfahrungen die Identifikation des Nervs mithilfe des intraoperativen Neuromonitoring deutlich erleichtert', so Chefarzt Dr. Stefan Härtel vom Buchloer Krankenhaus. Dies führe zu mehr Sicherheit für den Patienten und zu einer höheren Qualität der Schilddrüsenoperation. Das intraoperative Neuromonitoring des Stimmbandnervs werde deshalb in den Kreiskrankenhäusern Buchloe und Marktoberdorf in Zukunft regelmäßig bei Schilddrüsenoperationen eingesetzt. In der Pressemitteilung der Kliniken heißt es weiter: 'Mit der Anschaffung des über 20000 Euro teuren Geräts führen die Kreiskliniken Ostallgäu einerseits einen neuen Standard in der Schilddrüsenchirurgie ein, der vor allem den Patienten zugute kommt. Andererseits wird dadurch konsequent die Bildung von Schwerpunktkompetenzen innerhalb des Krankenhausverbundes unterstützt.' Das Gerät ist von Freitag bis Montag in Buchloe im Einsatz. Die Operationstermine werden entsprechend koordiniert.