Ebenhofen/Kaufbeuren (rm). - Mit 7,85 Metern war das längste Schnitzel der Welt nicht nur viel länger als erwartet, seine Zubereitung zog sich ebenfalls länger hin als es die meisten Herbstwochen-Besucher vermutet hatten. Trotzdem: Als es kurz nach 15 Uhr durchgebraten war, rissen es die ausgehungerten Zuschauer Wirt Miki förmlich aus den Händen. Und so manch einer vergaß angesichts des großen Loches im Bauch dabei offensichtlich, für die Hochwasseropfer zu spenden. Denn nur magere 271 Euro und vier Cent fischte die Gemeinde Biessenhofen gestern aus dem Spendentopf. Aber: 'Die Aktion selbst war super', findet nicht nur Klaus-Jürgen Leis von der Gemeinde Biessenhofen, auch einige hundert Zuschauer ließen sich von dem Weltrekord-Versuch am Donnerstag auf der Ostallgäuer Herbstwoche in ihren Bann ziehen. Schon ab 9.30 begannen im 'Schwarzer Adler' in Ebenhofen die Vorbereitungen: Wirt Zelimir Miklec, genannt Miki, und Metzger Gotti Csauth lösten zunächst aus einer Schweinehälfte ein etwa 15 Kilo schweres Stück. Daraus schnitten sie dann drei Stunden lang das Riesenschnitzel. Inzwischen verlud das restliche Schnitzel-Team aus Ebenhofen die eigens für den Weltrekordversuch von Spengler Xaver Deli angefertigte Edelstahlrinne samt Durchzieh-Fritteuse. Gegen 12 Uhr traf das Team bei der Herbstwoche ein. Am Stand der Stadt Kaufbeuren und der Umlandgemeinden in Halle L begannen sie, die riesige Anlage aufzubauen. Aus Sicherheitsgründen wurde sie sogar in den Hallenboden verschraubt, damit der Behälter mit dem heißen Fett auch ja nicht umkippen kann. Gegen 12.30 Uhr rückten Miki und Gotti mit dem Riesenschnitzel an. Der große Batzen Fleisch in einer roten Plastikkiste wirkte zunächst eher unspektakulär. Doch dann entrollten die Beiden ihr Weltmeisterstück. Ein Raunen ging durchs Publikum, als das Maßband 7,36 Meter zeigte. Zur Erinnerung: Überbieten wollte das Schnitzel-Team seinen eigenen Weltrekord von bisher 5,30 Meter.
42 Eier und 2,5 Kilo Mehl Wie jedes gewöhnliche Schnitzel musste sich auch das Rekordstück der üblichen Zubereitungsprozedur unterziehen: Dem Klopfen folgte das Würzen, danach strichen Wirtin Katharina und ihre Helfer auf beiden Seiten des Fleischbandes ganze 42 Eier und verteilten darauf 2,5 Kilo Mehl und 3,5 Kilo Paniermehl, und das dauerte. Denn durch das Klopfen hatte sich das handbreite Schnitzel auf 8,75 Meter verlängert. Gegen 14 Uhr gab Miki schließlich den Startschuss zum Herausbacken des panierten Fleischstückes. Nach und nach tauchten jeweils 50 Zentimeter Schnitzel in das 180 Grad heiße Öl ein. Eine Stunde verging, ehe das Weltmeisterstück komplett durchgebraten war und das Maßband ein letztes Mal angelegt wurde: Auf 7,85 Meter schrumpfte das Schnitzel beim Braten. Appetittlich mit Zitronenscheiben und Paprikaschnipseln verziert, durfte es nun endlich aufgeschnitten werden. Die Zuschauer sehnten den Augenblick herbei. Denn inzwischen hatten alle mächtigen Hunger. Mehrere Frauen aus Eben- und Biessenhofen verfolgten die Zeremonie von Anfang an. Sie waren begeistert. Nach über drei Stunden Ausharren durften sie endlich in eines der 125 begehrten Schnitzelsemmel beißen. Und: 'Es schmeckt phantastisch', waren sich die Frauen einig. Nur die Hochwasseropfer im Ostallgäuer Partnerlandkreis Mittweida werden von der Aktion nicht allzu viel abbekommen. Denn viel ließen sich die Herbstwochen-Besucher ein Schnitzelsemmel offensichtlich nicht kosten, da nur 271 Euro in der Spendenbox lagen. Sowohl Leis als auch Wirt Miki beobachteten mehrere Menschen, die zwar eine Schnitzelsemmel nahmen, aber gar nichts dafür spendeten. Nun überlegt die Gemeinde Biessenhofen, ob sie den Erlös noch etwas aufstockt. Wirt Miki und sein Team jedenfalls waren am Ende glücklich und zufrieden, schafften sie doch einen neuen Weltrekord, den ihnen wahrscheinlich so schnell niemand streitig machen wird.