Von Matthias Mayer, Weitnau - Am Weitnauer Hausberg - dem Widdum - rührt sich was. Die 'Argental Skilift Gb R' von Werner Lingg und Sigrid Braun errichtet für fast 300000 Euro einen neuen Skilift. Nicht mitgerechnet sind die vielen Arbeitsstunden, die Lingg selbst in sein Projekt investiert. Steht der alte Lift bisher am rechten Rand des 500 Meter langen Widdumhangs, so entsteht der neue genau in der Mitte des Geländes. Er rückt damit näher an das Widdumstüble, das die Gemeinde Weitnau vor Jahren als Anlaufstelle und Einkehrmöglichkeit errichtet hat. Zugleich ist der neue Lift auch näher am Kinderskilift, den der Weitnauer Unternehmer vor wenigen Jahren baute. Vor zwölf Jahren stand der Weitnauer Skilift fast vor dem Aus, als die damalige Skilift-Gesellschaft Konkurs anmelden musste. Werner Lingg und Sigrid Braun übernahmen die in die Jahre gekommene Anlage und 'Mächeler' Lingg brachte ihn technisch wieder auf Vordermann. Allerdings bereiteten ihm der Lift und dessen Fundamente immer mehr Probleme bei der TÜV-Abnahme.
Schwere Knieverletzung So griff er vor drei Jahren kurz entschlossen zu, als am Fellhorn ein Schlepplift durch einen Sessellift ersetzt wurde. Eigentlich wollte er den Fellhorn-Lift schon im letzten Jahr in Weitnau aufstellen. Aber eine schwere Knieverletzung machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Schließlich macht er bis auf wenige Arbeiten alles selbst. Ein richtiger Skilift-Experte ist der Weitnauer aus dem Ortsteil Gerholz inzwischen geworden. Er handelt mit Ersatzteilen, gibt sein technisches Wissen an andere Skilift-Besitzer weiter und hat sogar schon einen Lift nach Finnland vermittelt. 'Den alten Weitnauer Skilift lasse ich vorsichtshalber in diesem Winter noch stehen. Sollte der neue noch nicht richtig funktionieren, kann ich auf den alten zurückgreifen', sagt Lingg. Danach wird er versuchen, den alten Lift ins Ausland zu verkaufen. Andernfalls soll dieser verschrottet werden.
Doppelte Kapazität Nachdem in den Sommermonaten eine Weitnauer Baufirma die Fundamente errichtet hat, wurden vor kurzem die neuen Liftmasten aufgestellt. Für einen Tag holte sich Lingg dazu einen Baggerführer samt modernem Gerät. Für alle anderen Erdbewegungen hat sich der Unternehmer einen Radlader angeschafft mit dem er Liftteile transportiert oder Erdarbeiten ausführt. Mit dem neuen Lift können bis zu 1200 Skifahrer stündlich den Hang hinaufgebracht werden - das sind doppelt so viel wie bisher. Nachdem das AÜW für den notwendigen neuen Elektroanschluss fast 50000 Euro verlangt hätte, hat Lingg eine kostengünstigere Lösung gesucht und auch gefunden: Mit einem großen Aggregat erzeugt er seinen Strom jetzt selbst und kann mit der Abwärme auch noch das geplante Betriebsgebäude und bei Interesse auch das benachbarte Widdumstüble beheizen. In der Saison 2003/2004 möchte Werner Lingg sein Angebot erweitern und an bestimmten Tagen Skifahren unter Flutlicht anbieten. Rentabel wird der Lift nach Linggs Berechnungen, wenn dieser dreißig Tage im Winter laufen kann. Durch die neue Technik mit Selbstbedienung und Kameraüberwachung spart er Kosten und kommt mit weniger Personal aus. So bleibt dem Weitnauer nur zu wünschen, dass sowohl die Einheimischen als auch die vielen Gäste seinen unternehmerischen Mut zu schätzen wissen.