"Nie auf Rosen gebettet" war die finanzielle Lage des Marktes Weitnau nach Angaben der Kämmerei. Auch heuer bedürfe es großer Anstrengungen, einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Bürgermeister Alexander Streicher hatte mit dem Gemeinderat kurz nach seinem Amtsantritt eine Haushaltssperre erlassen. Seitdem werden nur noch dringende Unterhaltsmaßnahmen angepackt. Der Gemeinderat müsse über weitere Ausgabenkürzungen nachdenken, hieß es in der jüngsten Sitzung.
l Gebühren und Steuern: Der Gemeinderat hatte bereits Ende Februar beschlossen, die Gebühren bei verschiedenen Einrichtungen zu erhöhen. Dazu gehören beispielsweise das Schwimmbad und die Bücherei (wir berichteten). Eine Straßenausbausatzung einzuführen hatte das Gremium hingegen abgelehnt, da diese zu Ungerechtigkeiten führen würde. Dafür spielten die Räte mit dem Gedanken, die Grundsteuern anzuheben. Das hätte etwa 28000 Euro eingebracht. Diese waren bereits im Haushalt eingeplant. Daran störten sich aber vor allem Roland Huber und Herbert Felder: Grundbesitzer, vor allem Landwirte, würden in diesem Fall "wieder die Zeche zahlen". Nach teils lebhafter Diskussion beschlossen die Räte einstimmig, die Steuern für land- und forstwirtschaftliche Betriebe sowie für Grundstücke vorerst nicht zu erhöhen.
l Kredite: Die Gemeinde hat einen Kredit in Höhe von zwei Millionen Euro übernommen. Dadurch steigt die Gesamtverschuldung Weitnaus von etwa 7,9 auf 9,9 Millionen Euro. "Diese Schulden hatten wir vorher aber auch schon", erklärte Bürgermeister Alexander Streicher. Entstanden seien sie, weil die Baugebiete Wengen und Diethen mit einer sogenannten externen Finanzierung erschlossen wurden. Bisher seien diese zwei Millionen Euro lediglich in einer Schuldenübersicht aufgetaucht. In den Gemeindehaushalt aufgenommen hat man die Schulden laut Kämmerei, um später bessere Liquidität und mehr Übersicht über die Verpflichtungen zu gewinnen. Außerdem, erklärte Streicher, zahle die Gemeinde nun geringere Zinsen.
Die Weitnauer müssten darauf achten, dass die Gesamtverschuldung nicht weiter steigt. Denn die Zins- und Tilgungsleistungen nehmen mit rund 800000 Euro mehr als zehn Prozent des Verwaltungshaushalts in Anspruch. Ausnahmen könne der Gemeinderat nur bei Investitionen machen, für die Fördermittel aus dem Konjunkturprogramm II fließen.