Oben oder unten: Die zukünftige Gestaltung des Hildegardplatzes und die Frage nach der richtigen Parkvariante beschäftigt viele Kemptener. Laut Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann haben von rund 220 Besuchern der Infoveranstaltung im Kornhaus (wir berichteten) fast alle ihre Meinung zum Thema schriftlich abgegeben. Nachdem bei der Bürgerinfo keine öffentliche Diskussion vorgesehen war, lässt die AZ ihre Leser zu Wort kommen. Hier die letzten Briefe und E-Mails, die bei uns zum Hildegardplatz eingingen - von Gegnern und Befürwortern der Tiefgarage.
Pro Tiefgarage: - Gut investiert wäre das Geld, wenn vom neu gestalteten Hildegardplatz ein Impuls für die Belebung der Nordstadt ausginge, schreibt Dr. Gerd Riedel-Caspari. Größere Attraktivität aber werde größeren Parkplatzbedarf nach sich ziehen, "und der steht dann wirklich nur unterirdisch zur Verfügung". Für eine offene Gestaltung des Gesamtplatzes in Verbindung mit der Basilika und der Residenz sei die Tiefgarage eine Lösung, meint Günther Weigelt. Und die Parksituation werde erheblich verbessert. "Die Kosten sind einmalig", befindet Elisabeth Eberspacher. Aber: Die Autos für ewige Zeiten "im Wohnzimmer und auf dem Repräsentations-Platz unserer ehrwürdigen alten Stadt" zu haben, sei nicht schön. Sinnvoll, meinen Siegfried und Helga Böhm, sei "nur eine große Tiefgarage". Man soll mit Blick auf die Zukunft nicht am falschen Ende sparen.
Contra Tiefgarage: Keine Tiefgarage möchte Michael Schropp. Bis heute gebe es keine Untersuchung, aus der hervorgehe, dass im Zentrum ein Bedarf für zusätzliche Tiefgaragenplätze bestehe. Zudem sei noch nicht ansatzweise über die Betriebskosten der Tiefgaragenvarianten gesprochen worden. Ein dickes "Nein" kommt auch von Evelyn und Helmut Holzfuß. Es gebe genug Stellplätze und schon die Tiefgarage unterm Königsplatz werde nicht ausreichend genutzt. Einen schönen neuen Platz im Herzen der Stadt ohne Parkplätze wünschen sich Ute und Volker Topp. Eine Tiefgarage möchten sie dennoch nicht, denn es seien - unter anderem am Königsplatz - genügend Stellplätze vorhanden. Keine Berechtigung für das unterirdische Parken sieht Manfred Bauerfeind: Ein paar 100 Meter Fußweg seien jedem zuzumuten.
Auf dem Platz sähe er gerne gar keine Autos. Dafür hätte Kempten eine historische Chance genutzt und für lange Zeit einen sehens- und besuchenswerten Platz gestaltet. Eine Reduzierung der oberirdischen Parkplätze und doch keine Tiefgarage wünscht sich Elisabeth Slavicek. Trotz der Beschwichtigungen von Experten sieht sie große Gefahren für die umstehenden durchweg historischen Gebäude. "Nicht am Hildegardplatz", schreibt die "Altstadt-Traudl", Gertraud Schwarz. Stattdessen wäre sie für ein Parkhaus an der Rottachstraße. Dort könnte auch für die durch die Bebauung in der Herrenstraße wegfallenden Stellplätze Abhilfe geschaffen werden. Auf dem Hildegardplatz hingegen "braucht man Menschen und das Auto nur im Pendel- und Wechselverkehr".
Vehement gegen eine Tiefgarage spricht sich auch Heinrich Grünhut aus. Zum einen hält er sie an diesem Standort für unwirtschaftlich. Außerdem sieht er in dem Tiefbauprojekt eine große Gefahr für die St. Lorenz-Kirche und malt ein schreckliches Szenario an die Wand: "An einem Sonntag eine voll besetzte Basilika, plötzlich knirscht und knackt es bedrohlich, schon sinkt der Lorenzkirchberg in sich zusammen und reißt die Kirche mit sich in die Untiefe."