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Weiter auf der Straße arbeiten

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    Ex-Streetworkerin zieht gemischte Bilanz der Arbeit für Aussiedlerjugend Kaufbeuren (kpm). Eine durchwachsene Bilanz ihrer Arbeit zieht die frühere Streetworkerin für Aussiedler, Nina Lorenz. Dem Ziel, die russlanddeutschen Jugendlichen zu integrieren, sei man zwar näher gekommen. Doch sei künftig viel Geduld, Zeit und Geld nötig, um junge Menschen aus dem Osten 'einzusiedeln'. Lorenz bezweifelt, dass der Neugablonzer Jugendtreff, der künftig für die Integration der Aussiedlerjugendlichen zuständig ist, diese Arbeit wird leisten können.

    Gut zwei Jahre arbeitete Nina Lorenz als ABM-Kraft für die Integration von Jugendlichen aus Kasachstan und Russland. Zuletzt gab es immer mehr Probleme ­ nicht mit ihrem Klientel, sondern mit dem Stadtjugendring als Verantwortlichem für das Konzept der Jugendarbeit in Neugablonz. Der Neugablonzer Jugendtreff 'Fun Factory' hat die Integrationsarbeit übernommen und wurde deshalb zum 1. Januar von 1,5 auf 2,5 Kräfte aufgestockt. Die ABM-Stelle von Lorenz gibt es nicht mehr. Hinzu kamen laut Lorenz Verstimmungen mit dem Leiter der Fun Factory, Lajos Fischer.

    Grund für die Zerwürfnisse sind unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die Integration vorangebracht werden kann. Die ehemalige Streetworkerin befürchtet vor allem, dass die Arbeit mit schwierigen Jugendlichen auf der Straße vernachlässigt wird und Kontakte nur noch im Jugendtreff aufgenommen werden. Das sei nicht der richtige Weg. 'Nur durch die Arbeit auf den Straßen ist es mir gelungen, eine relativ große Gruppe von Aussiedlerjugendlichen zu regelmäßigen Besuchen des Jugendtreffs zu überreden.'

    Michael Böhm, Geschäftsführer des Stadtjugendrings, dagegen erklärt, dass die sogenannte aufsuchende/mobile Jugendarbeit fortgesetzt werde. Er gehe davon aus, dass 38,5 Stunden der zweieinhalb Stellen 'für Bemühungen um die Integration und für Jugendarbeit' aufgewendet werden. Allerdings habe man nicht nur die Aussiedler im Blickfeld, sondern auch die anderen Jugendlichen. Inzwischen habe man in Michaela Gerber eine Kraft gewonnen, die das bisherige Team aus Lajos Fischer und Monika Hartmann verstärken wird. Wer von ihnen wieviel Stunden für die Integrationsarbeit aufwenden wird, werde sich ergeben, so Böhm. Gerber absolvierte eine Sozialpädagogik-Ausbildung in der Ex-DDR und besitze auch Russisch-Kenntnisse.

    Ex-Streetworkerin Lorenz warnt zudem davor, nur den Stadtteil Neugablonz im Blick zu haben. Eine ähnliche Lösung wie dort sollte auch für das Stadtgebiet gefunden werden, fordert sie. Bewohner der Übergangswohnheime bevorzugten mittlerweile beim Auszug Wohnungen in Kaufbeuren. Vor allem die Fliegerhorstsiedlung entwickle sich zum neuen Schwerpunkt. Doch die problematischen Jugendlichen hätten nirgends Raum für ihre Treffs. Deshalb regt sie an, die Stadt solle ein Gebäude der Fachschule der Luftwaffe, das im Sommer frei wird, übernehmen und einen Raum den Aussiedlerjugendlichen zur Verfügung zu stellen. 'Ich bin bereit, zusammen mit einigen Eltern dieses Projekt zu unterstützen.'

    Lorenz schlägt zudem eine Art runden Tisch vor, an dem sich alle treffen, die auf irgendeine Weise mit russlanddeutschen Jugendlichen zu tun haben. Wer diese Arbeit heute nicht mache, müsse künftig das Mehrfache davon an Arbeit und Geld aufbringen, ist Lorenz überzeugt.

    Auch sei ein Aussiedlerbeauftrager auf der politischen Ebene notwendig. Er sollte Anwalt und Vertrauensperson der über 4000 Aussiedler sein, die in Kaufbeuren lebten. Die Landsmannschaft der Russlanddeutschen könne diese Aufgabe nicht erfüllen, weil sie im Stadtgebiet von Kaufbeuren nicht aktiv sei. Außerdem liege der Schwerpunkt ihrer Arbeit dem eigenen Selbstverständnis zu Folge im kulturellen Bereich.

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