Das weiße Reh von Maria Steinbach ist wieder gesichtet worden: Diesmal von Feriengast Ralf Rossmeissl aus Roth bei Nürnberg. Bereits im September 2010 ist das scheue Tier von unserem freien Mitarbeiter Uwe Hirt mit der Kamera eingefangen worden. Rossmeissl entdeckte das weiße Reh jetzt bei einem Abendspaziergang am Rand des Walds, der zwischen Illerbeuren, Lautrach und Maria Steinbach liegt.
Der Feriengast verweist darauf, dass andernorts darüber diskutiert werde, ob Albino-Rehe abzuschießen sind oder nicht. Hubert Höger, einer der beiden Jäger, die in diesem Revier unterwegs sind, hat das Reh ebenfalls mit eigenen Augen gesehen. 'Es ist aber kein Albino-Reh', stellt er klar. Denn das Tier sei nur zu etwa 70 Prozent weiß und habe nicht die charakteristischen roten Augen. Der Jäger ist der Meinung, dass es sich um einen rund zwei Jahre alten Bock mit einer Pigmentstörung handelt. Wie Rossmeissl hat auch er beobachtet, dass der Bock zusammen mit 'normalen' Rehen unterwegs ist.
'So etwas schießt man nicht', gibt Höger gleich Entwarnung. Laut einer Sage stirbt ein Jäger sogar innerhalb eines Jahres, wenn er ein weißes Reh abschießt. Für ihn und seinen Kollegen zähle aber nicht der Aberglaube, sondern vor allem ethische Gründe. Denn geschützt sei ein solches Tier nicht – somit liege die Entscheidung über einen Abschuss beim Jäger.
Farbe vererbbar?
Höger möchte beobachten, wie sich das Tier verhält. Zudem will er sehen, ob der Rehbock seine Farbe vererben wird. Schließlich sei die Pigmentstörung weder krankhaft noch schade sie dem Reh. Darüber hinaus freuen sich Spaziergänger und Radfahrer nach seinen Worten über das Tier, das im Mondschein sogar nachts gut zu erkennen sei. 'Lassen wir ihnen doch die Freude', sagt Höger.
Dass es im Illerwinkel ein zweites weißes Reh gibt, von dem der Bock abstammen könnte, schließt der Jäger aus: 'Wenn so ein Tier auftaucht, geht das rum wie ein Lauffeuer.'
Froh über 'die besonnenen Jäger' ist auch Josef Merkl, Leiter der Hegegemeinschaft Illertal, in der 38 Reviere zusammengefasst sind. Auch in seinen Augen wäre es moralisch falsch, ein so seltenes Tier abzuschießen. Selbstverständlich sei diese Sicht der Dinge jedoch nicht, meint Merkl: 'Jemand, der nicht will, dass sich die Farbe vererbt, oder ein Trophäensammler würde es vielleicht schießen.'