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Weihnachten mit den

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    Gedanken in der Wüste Holger Roth schon zwölfmal bei Rallye Dakar dabei. Von unserem Mitarbeiter Norbert Staub Sonthofen Um die Weihnachtszeit steht Holger Roth so gar nicht der Sinn nach Christbäumen, Glühwein oder Winterlandschaften. Ganz woanders, nämlich in der Wüste Afrikas ist der 55-Jährige da meist mit seinen Gedanken, durch die die spektakulärste Rallye der Welt auch diesmal wieder führt: die Dakar.

    Dakar ­ das Wort hat für den Sonthofener einen magischen Klang: Zwölfmal war er schon dabei, davon dreimal als Fahrer und die restlichen Male als Mechaniker. Holger Roth war maßgeblich daran beteiligt, dass das erste Motorrad-Gespann 1982 das Ziel erreichte. Ein Jahr zuvor hatte er den ersten Versuch gestartet. Damals musste der Allgäuer Lehrgeld zahlen und vorzeitig die Segel streichen. 'Ich wusste aber genau, woran es lag', erinnert sich der Motorrad-Mechaniker. Eifrig schraubte er an seinem Gespann, bis es wüstentauglich war. Holger Roth war sich ganz sicher: 'Wenn nichts Schlimmes passiert, komme ich damit nach Dakar.' Doch genau das geschah: Beim Training in der tunesischen Wüste stürzte er und zog sich kurz vor dem Start eine schwere Halswirbelverletzung zu. Aus war der Traum von der Dakar, aber wenigstens das Gespann sollte ins Ziel kommen. Gregor Haug, seinen Beifahrer von 1981, bat er, die Maschine zu fahren und seinen Co-Piloten Lothar Peschel, der nach dem Unfall von der Dakar nichts mehr wissen wollte, überredete er ebenfalls.

    Als Kranker in den Flieger

    Im Krankenhaus verfolgte Holger Roth damals die Rallye. Als klar war, dass seine Freunde es schaffen würden, gab\'s für ihn kein Halten mehr: Er musste nach Dakar. 'Ich redete so lange auf den Arzt ein, bis er mich vorzeitig aus dem Krankenhaus entließ und setzte mich in den Flieger.' So war Holger Roth live dabei, als sein Gespann die Ziellinie überquerte, so dass es doch noch ein Happy End für den Allgäuer gab.

    Das 'Dakar-Fieber' ließ Holger Roth nicht mehr los. Seit 1988 ist Holger, der bis vor vier Jahren eine Honda-Vertretung in Sonthofen hatte, nun als Mechaniker dabei. Kein Wunder, dass der 'Rallye-Opa', wie er sich selber nennt, inzwischen nicht nur bei der Dakar, sondern auch bei allen anderen großen Rundfahrten der Welt nicht mehr wegzudenken ist. Jeder kennt Holger Roth. Wer immer ihn fragt oder etwas von ihm will ­ der gutmütige Sonthofener ist stets hilfsbereit. Man muss es erlebt haben, wie der 55-Jährige scheinbar mühelos alle Sprachbarrieren nimmt ­ seine Mischung aus ein paar Brocken Englisch und seinem Allgäuer Dialekt versteht scheinbar jeder. Was sicherlich auch daran liegt, dass alle mit ihm auskommen wollen. Roth ist nämlich ein von allen geschätzter Mechaniker, dem seine freundliche Art die Türen öffnet, wenn er selber mal Hilfe braucht.

    Kaum Schlaf

    Bei der Dakar 2000 (6. bis 22. Januar) ist er als Mechaniker auf einem MAN-Renn-Lkw dabei. Er repariert wenn nötig nicht nur den Laster, sondern auch die KTM-Motorräder, die auf der Strecke Probleme bekommen. Eine Kaffeefahrt ist das natürlich nicht, denn Schlaf ist bei solchen Rallyes ein Luxus. 'Wenn ich in der Nacht mal vier Stunden schlafen kann, dann ist das schon viel, aber das geht allen anderen Mechanikern genauso. Da kriegt keiner was geschenkt', berichtet der 55-jährige Familienvater (drei Kinder). Der fehlende Schlaf muss, wenn möglich, am Tag nachgeholt werden, und da ist auf den Schotterpisten Afrikas Improvisieren gefragt. Holger Roth: 'Ich binde mir auf den Überführungs-Etappen einen Spanngurt um den Kopf und mach\' dann die Augen zu, damit ich im Rennen wieder fit bin.'

    Doch das ist alles nichts gegen seine Erlebnisse mit den Flugzeugen, die die meisten Mechaniker zum nächsten Etappenziel bringen. '1988 mussten wir bei einer Maschine während der Landung alle nach vorne, weil nur noch das Bugrad gebremst hat. Dann sind wir mehr als 30 Meter über den Sand gerumpelt, ehe wir zum Stehen kamen.' Alle 40 Passagiere mussten mit anpacken, um die Maschine so hinzustellen, dass ein altes Magirus-Feuerwehrauto sie wieder aus dem Sand ziehen konnte. 'Die, die zum erstenmal dabei waren, hatten schon ein wenig Angst. Aber wenn du mal so viele Dakars hinter dir und so viele brenzlige Situationen erlebt hast, dann macht das auch nichts mehr aus.'

    Wie eine Droge

    So lange die Gesundheit mitmacht, will Holger Roth bei der Dakar dabei sein: 'Das ist wie eine Droge, die einen nicht mehr loslässt. Wenn ich um diese Zeit zu Hause sitzen würde, dann würde ich eingehen.' Weihnachtsstimmung wird also im Hause Roth wohl auch künftig die Ausnahme bleiben.

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