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Weihbischof kritisiert die "unreligiöse Familie"

Maria Steinbach

Weihbischof kritisiert die "unreligiöse Familie"

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    Weihbischof kritisiert die "unreligiöse Familie"
    Weihbischof kritisiert die "unreligiöse Familie" Foto: isolde gÖppel

    Beim Festgottesdienst "275 Jahre Wallfahrt Maria Steinbach" war am Pfingstmontag das barocke Gotteshaus bis in die letzten Ecken und auf allen Emporen voll besetzt. Die Gläubigen kamen zum Teil von weit her, viele aus der benachbarten Diözese Rottenburg-Stuttgart. Der Augsburger Weihbischof Dr. Anton Losinger sprach in seiner frei vorgetragenen Predigt als Gegenwartsproblem heutiger Wallfahrer die "unreligiöse Familie" an.

    Bereits um acht Uhr treffen die ersten Festgottesdienst-Besucher ein. Eine von ihnen im Ordenskleid ist die Vincentinerin Schwester Bonaventura, die sich freut, dass Bekannte aus Wangen sie nach Maria Steinbach mitgenommen haben. Zwei Frauen aus Engeratshofen erinnern sich, dass sie in ihrer Jugend oft mit dem Fahrrad nach Maria Steinbach fuhren. Diese Wallfahrt ins benachbarte Bayern sei schon für die Eltern eine Selbstverständlichkeit gewesen.

    Fußwallfahrer sind fast vier Stunden lang marschiert

    Die ersten Fußwallfahrer, zu erkennen an Jeans und Rucksack, kommen aus Seibranz. Um 5.15 Uhr sind sie gestartet. Nicki ist mit seinen sechs Jahren der Jüngste der 13 Teilnehmer umfassenden Gruppe und nun froh, dass er es geschafft hat. Auch Johanna (9) und Dorothea (12) sind nach fast vier Stunden Fußmarsch müde.

    In der Wallfahrtskirche singt sich derweil der aus über 60 Sängerinnen und Sängern aus dem ganzen Illerwinkel zusammengestellte Projektchor mit der Musikkapelle Maria Steinbach in die "Missa Katharina" von Jacob de Haan ein. Johannes Möller aus Probstried hat das vor einigen Jahren vom Ehepaar Datzert in Auftrag gegebene Werk in mehreren Etappen mit den Unterallgäuern erarbeitet.

    "Was unsere Vorfahren konnten, können wir auch."

    Pater Heinrich Mühlbauer bekennt eine gewisse Anspannung an diesem Festtagsmorgen, erläutert aber geduldig: Eigentlich ist es eine Kreuzwallfahrt, die in Maria Steinbach von einer Marienwallfahrt überlagert wurde. Die seit 1730 bekannte "Augenwende" der Muttergottes-Statue sei damals von 60 Zeugen unter Eid bestätigt worden. Einen Rückgang der Wallfahrer-Zahlen muss er erfreulicherweise nicht feststellen.

    Neben den alljährlich eintreffenden Gruppen aus Berkheim, Baltringen und Kirchdorf könne er auch junge Menschen begrüßen, die sagen: "Was unsere Vorfahren konnten, können wir auch."

    Der Einzug der Geistlichkeit hinter Kreuz und Fahne verzögert sich, weil der traditionell vor jedem Festgottesdienst gebetete Rosenkranz noch nicht mit dem letzten Ave Maria beendet ist.

    Am Altar begrüßt Pater Heinrich die vielen Wallfahrer und den Weihbischof mit einem schmunzelnden "Ich freu mich sakrisch". Die vielköpfige Menge stimmt ein Marienlied an. Die Oberministrantin liest einen Paulusbrief an die Epheser ohne Versprecher. Das Evangelium wird in einem noch aus der Klosterzeit stammenden Levitengewand gesungen.

    Weihbischof Losinger erinnert in der Festtagspredigt an die vielen Sorgen, Nöte und Krankheiten, die Menschen im Laufe der Jahrhunderte in der Wallfahrtskirche der Mutter Jesu übergeben hätten und getröstet heimgegangen seien. In der Gegenwart seien es neue Probleme gesellschaftlicher und privater Natur, die Gläubige veranlassen, eine Wallfahrt anzutreten. Beispielsweise hätten junge Männer, die einer Berufung zum Priesteramt folgen, nicht selten mit dem Unverständnis der Umgebung, ja der eigenen Familie, fertig zu werden. Eine neue Not seien der Verlust von Wertmaßstäben und Orientierung sowie die fehlende Weitergabe des Glaubens in der Familie an die nachfolgende Generation.

    Die Bitte des Predigers an die Wallfahrer lautet, den persönlichen Anliegen die aktuellen gesellschaftlichen Fragen anzufügen.

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