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Wegschauen ist keine Pädagogik

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Wegschauen ist keine Pädagogik

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    Kaufbeurer Schulen und ihr Umgang mit Problemfällen Kaufbeuren (bbm). Gewalt in deutschen Schulen. Lehrer werden bedroht, Schüler machen Terror. Auch aus Bayern wurden Fälle gemeldet, in denen Schüler planten, Lehrer oder Klassenkameraden zu ermorden. Wie ist die Situation an Kaufbeurer Schulen? Einhelliges Fazit von Schulamtsdirektor Karl Happ, von Oberstudiendirektor Heinz Peter Kempf, Leiter des Jakob-Brucker-Gymnasiums und Realschuldirektor Rudolf Bufler von der Staatlichen Realschule: Bedrohungen von Lehrern oder brutale Gewalt unter Schülern seien in Kaufbeuren 'glücklicherweise kein Thema.'

    'Ich habe sogar den Eindruck, dass sich die Situation an den Hauptschulen, die ja oft eine Art ,Buhmann-Funktion\' hatten, in den vergangenen Jahren gebessert hat, betont Karl Happ. Er ist zuständig für die Grund-, Haupt- und Förderschulen in der Stadt und im Umland. Die Hauptschulen hätten sich intensiv mit der Problematik beschäftigt, beispielsweise im Rahmen von Schulleiter-Konferenzen und Fortbildungen. Auch seien die Strukturen der örtlichen Hauptschule überschaubar. Der Kontakt zwischen Lehrern und Schülern sei so, dass der Einzelne nicht in der 'Anonymität der Masse' untergehe. Gleichwohl gebe es Fälle, in denen Klassenlehrer, Eltern und Schulleitung sowie mitunter auch Beratungslehrer und Schulpsychologen gefordert sind.

    Der in jüngster Zeit häufig zitierte kurzfristige Ausschluss vom Unterricht ist nach Erfahrung des Schulamtsdirektors dagegen ein äußerst selten eingesetztes Mittel. Der Katalog von Ordnungsmaßnahmen reicht vom Verweis über Versetzung in eine andere Klasse bis zum angeordneten Wechsel in eine andere Schule. Er erinnere sich aus der jüngeren Vergangenheit an einen Fall, in dem ein Schüler einer Abschlussklasse im Schulhof Bänke demoliert hatte und deshalb eine Woche lang zu Hause bleiben musste. Den Jugendlichen und seine Eltern habe dies ziemlich schwer getroffen, weil er so nicht an der Abschlussfeier teilnehmen konnte.

    In der Staatlichen Realschule wurde nach Auskunft von Schulleiter Rudolf Bufler im vergangenen Jahr ein notorischer Zu-Spät-Kommer für eine Woche ausgeschlossen. 'Das hat gewirkt', erinnert sich der Realschuldirektor. Drohungen oder Gewalt gegen Lehrer seien an seiner Schule kein Thema. Auch bei Auseinandersetzungen unter Schülern gebe es keine Vorkommnisse, die das 'normale Maß des Pubertätsalter überschreiten', so Bufler.

    Am Jakob-Brucker-Gymnasium gab es in den vergangenen fünf Jahren drei auf eine Woche befristete Suspendierungen vom Unterricht, wobei nach Auskunft von Schulleiter Heinz Peter Kempf ein Fall nichts mit aggressivem Verhalten zu tun hatte. Generell sieht der Direktor des Gymnasiums an seiner Schule keine Tendenzen zu irgendeiner Form von körperlicher Gewalt. Was seiner Beobachtung nach dagegen zunehme, seien Arten des 'Mobbings', beispielsweise durch Ausgrenzen einzelner Schüler. Diese 'subtileren Formen' des Drucks seien für die Betroffenen oft nicht weniger schmerzhaft als Tätlichkeiten. Wichtig ist nach Überzeugung von Kempf, dass sich die Schule der Problematik stellt. Denn: 'Eine Pädagogik des Wegsehens ist eine Null-Pädagogik!' Wenn Lehrern Vorkommnisse auffallen, oder sich Eltern und Kinder an die Schule wenden, werde zunächst versucht im Gespräch mit den Betroffenen eine Lösung zu finden. Mitunter sei aber auch eine Klassenkonferenz oder eine Lehrer-Eltern Konferenz nötig, wobei die Mitwirkung des Schulpsychologen sehr hilfreich sei.

    Anonyme Umfrage

    Das Thema 'Mobbing', so Kempf, beschäftige die Verantwortlichen des Gymnasiums im übrigen nicht erst seit Bekanntwerden der Gewalt-Meldungen aus anderen Städten. So habe man an der Schule bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, die diese Woche tagen wird. Demnächst soll eine anonyme Umfrage in den siebten bis zehnten Klassen zeigen, ob und wo Handlungsbedarf bestehe.

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