Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Weg im Tourismus führt von der Spaß- zur Sinn-Gesellschaft

Allgäu

Weg im Tourismus führt von der Spaß- zur Sinn-Gesellschaft

    • |
    • |

    Füssen(asp). - Die Spaßgesellschaft der 1980er und 90er Jahre ist vorbei. Für die Freizeit- und Tourismus-Wirtschaft bieten sich jetzt neue Chancen. 'Aber nur, wenn man bereit ist, den Umbruch zu begreifen und mitzugestalten', sagte die Freizeitforscherin Felizitas Romeiß-Stracke. Die Professorin zeigte im Kleinen Kursaal vor Repräsentanten der Allgäuer Tourismus-Branche auf, wie der Weg von der lauten Spaßgesellschaft hin zur leiseren Sinn-Gesellschaft gestaltet werden könnte. Hier sieht sie neue Möglichkeiten. Individuell passende Rezepte für jeden Ort und jedes Hotel hatte die Freizeit-Expertin freilich nicht mitgebracht. In ihrem Vortrag 'Abschied von der Spaßgesellschaft - Tourismus im Umbruch' machte sie den Verkehrsamtsleitern und Tourismus-Direktoren Mut. Es gibt einen Haufen Chancen für die Tourismuswirtschaft, sagte sie und öffnete mit der Feststellung 'wir wachsen in die Sinn-Gesellschaft hinein' eine Tür. Wie sieht diese Sinn-Gesellschaft aus? Hier seien die Urlauber introvertiert: Sie fragen und schauen darauf, 'was tut mir gut?' Sie genießen intensiv 'im Sinne von weniger ist mehr'. Auch die Empfindlichkeit gegenüber Menschen, 'die anders sind als ich', nehme zu. Für einen Hotelier bedeute das: Er muss aufpassen, welche Gästegruppen in seinem Haus zusammenpassen. Felizitas Romeiß-Stracke blickte auch in die Zeiten zurück, als noch Massen-Freizeit und Massen-Konsum Maßstäbe setzten und im Tourismus Wachstum, Wachstum und nochmals Wachstum jede Statistik dominierte. Und jetzt? Zurückgehender Konsum, mehr Produktion, mehr Arbeit, weniger Urlaub, mehr Kontrolle - lauten die Schlagworte der Veränderungen: Laut Romeiß-Stracke löse sich der Nationalstaat zunehmend in der Globalisierung auf, werde aus der Kleinfamilie die Multifamilie und hierarchisches Denken von Netzwerken abgelöst. 'Die Touristen sind die Vorreiter der Globalisierung, und Netzwerke werden in Seminaren im Urlaub geprobt', sagte die Freizeitforscherin. Für sie ist klar: 'Wir sind am Ende des Steigerungsspiels, darauf muss sich auch die Tourismuswirtschaft einstellen.' Welchen Wandel der Konsum erlebt, beschrieb Romeiß-Stracke so: 'Die Leute kaufen schon noch ein. Aber mit Freude und gezielt und nicht auf Teufel komm raus.' Darunter leide die Gastronomie. 'Ich weiß ja, was ein Nudelgericht kostet, wenn ich selber koche', ließ sie Kritik an so manchem Preis-Leistungs-Verhältnis in Gaststätten anklingen.

    Auch Wildnis bereitstellen Im Allgäu haben Wellness- und Sinn-Angebote im Kurzzeit-Tourismus gute Chancen. Für Romeiß-Stracke liegt gerade hier die künftige Wertschöpfung. Sie schrieb aber nicht nur der Hotellerie Tipps ins Stammbuch, sondern auch Kommunen: 'Wir müssen das Naturverständnis neu definieren', meinte sie. Beispielsweise 'wieder Wildnis bereitstellen und gleichzeitig die Landschaft gestalten'. Mit anderen Worten: Brachen belassen, auf denen Kinder auch mal ein Feuer machen dürfen und Pflanzen ausreißen können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden