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Wasserkraft statt Dieselqualm

Bad Hindelang

Wasserkraft statt Dieselqualm

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    Wasserkraft statt Dieselqualm
    Wasserkraft statt Dieselqualm Foto: Olaf Schulze

    Stinkende und lärmende Dieselaggregate sind an vielen Hütten in den Bergen unentbehrlich. Zumindest dann, wenn die Gäste wie die Hüttenwirte auf ein Mindestmaß an Komfort nicht verzichten wollen. Doch es gibt Alternativen: Photovoltaik-Anlagen oder Wasserkraft.

    Am 1847 Meter hoch gelegenen Prinz-Luitpold-Haus im Hochvogel-Gebiet bei Bad Hindelang-Hinterstein ist jetzt ein Wasserkraftwerk in Betrieb genommen worden. Während dort bisher mindestens ein Diesel-Aggregat ganztägig lief, braucht man den so erzeugten Strom jetzt lediglich noch für die Materialseilbahn. Die Vorteile für die Bergsteiger: Keine Dieselabgase mehr rund ums Haus und ein warmer Trockenraum, in dem vor allem bei Regenwetter die Übernachtungsgäste ihre Bekleidung und Schuhe trocknen können. Das neue Wasserkraftwerk hat hat nach Angaben von Hütten-Baureferent Paul Müller, dem "Vater der Anlage", eine Leistung von maximal 30 Kilowattstunden. Der erzeugte, aber nicht benötigte Strom wird in eine große Batterieanlage eingespeist. "Jährlich werden so 5000 Liter Diesel eingespart", rechnet Matthias Hill vor. Er ist Geschäftsführer der Alpenvereins-Sektion Allgäu-Immenstadt, der das Luitpold-Haus gehört. Insgesamt 250.000 Euro hat das Wasserkraftwerk gekostet, die Zentrale des Alpenvereins in München beteiligt sich voraussichtlich mit einem Zuschuss von 30.000 bis 40000 Euro. Rund 40.000 Euro waren zudem bei einer Spendenaktion zusammengekommen. 600 Kleinspenden gingen von Sektionsmitgliedern ein. Rund 200 Mal ging Hubschrauberpilot Udo Ramm in die Luft, um alle benötigten Materialien für das Kraftwerk hinauf zu fliegen.

    "Unter Renditegesichtspunkten ist der Bau eines solchen Wasserkraftwerks natürlich völliger Quatsch", sagte der Sektionsvorsitzende Dieter Gerrens am vergangenen Freitag bei der Einweihung de Kraftwerks. Aber: So ein Projekt sei eben "praktizierter Umweltschutz" - ein Meilenstein in der Geschichte des Prinz-Luitpold-Hauses.

    Gesamtkonzept fürs Tal

    Seit Jahren gibt esfür das Hintersteiner Tal Pläne, 13 Alp- und Berghütten an die öffentliche Stromversorgung anzuschließen und möglichst viel benötigte Spannung umweltfreundlich zu erzeugen: durch Wasserkraft und Solarenergie. Insgesamt 25000 Liter Dieselkraftstoff könnten eingespart werden, rechnet der Kemptener Alois Helmreich vor, der das Projekt federführend entwickelt hat. Zusammen mit einem Anschluss an das öffentliche Abwasser-Kanalnetz würden Gesamtkosten in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro entstehen.

    Nach Abzug von Staatszuschüssen würden rund 800.000 bis 900.000 Euro zu finanzieren sein, schätzt der Bad Hindelanger Bürgermeister Adalbert Martin. Die Gemeinde allein könne dies nicht schultern. Deswegen wolle man mit allen beteiligten Hütten und Alpen jetzt einen Finanzierungsplan erstellen und dabei auch auslosten, inwieweit europäische Fördergelder fließen könnten.

    Die Zeit drängt: Nächstes Jahr soll die Straße im Hintersteiner Tal generalsaniert werden und dabei müssten dann auch Kanal und Stromleitungen verlegt werden.

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