Das Straßennetz in der Innenstadt ausbauen, den Verkehr schon vor Immenstadt entsprechend umleiten oder gar betroffene Anwohner umsiedeln - vielfältige Vorschläge hatten gestern die Leser, die bei der Umfrage des Allgäuer Anzeigeblatts zum Bürgerentscheid in Sachen B308-Umfahrung mitmachten. Bei einigen war die Enttäuschung allerdings groß, dass die Mehrheit dagegen gestimmt hatte.
"Ich bin sehr traurig über den Ausgang, was sollen wir denn jetzt noch machen?", fragt Gerda Kössel verzweifelt. Die 76-Jährige kämpft schon seit Jahren dafür, den vielen Verkehr aus der Sonthofener Straße, in der sie wohnt, herauszubekommen. Doch nun sei ihre "große Hoffnung zerstört worden".
Von Votum "total enttäuscht"
"Vielen Dank all denen, die dafür gesorgt haben, dass wir den Rest unseres Lebens mit Lärm und Abgasen leben müssen", klagt Christl Bilger. Man lasse den Betroffenen in der Sonthofener Straße nicht einmal eine Option offen - hoffentlich sei dadurch nicht der Weg für künftige Generationen verbaut worden. Bilger: "Besonderen Dank auch dem Naturschutz, der feiert, dass andere Bürger leiden müssen."
Auch Rudolf Rasthofer ist "total enttäuscht" über das Bürger-Votum. Um künftig zumindest den Lärm etwas zu drosseln, schlägt der 70-Jährige aus der Kemptener Straße vor, ein festes Blitzgerät in der Nähe der Partnerstadt-Tafeln aufzustellen: "So eines, was es in Österreich gibt. Denn bei uns preschen viele Autofahrer mit bis zu 80 Sachen durch." Ebenso könne die Straße neuen Asphalt vertragen.
Dafür plädiert auch Franz Riedelmeier: "Der Belag ist mittlerweile so rau, mit einem neuen wirds viel leiser", findet der 69-Jährige. Um gegen Raser vorzugehen, müsse zudem schärfer kontrolliert werden. Unbedingt sollten auch die vorbeifahrenden Züge langsamer fahren. Für Umfahrungs-Gegner Dr.
Rolf Grebenstein vom Bund Naturschutz hat der Anwohner im Kästobel noch ein Angebot: "Er soll sich mal einen Tag zu mir an den Balkon setzen, dann sieht er, wie es hier ist."
Bauchschmerzen bekommt Johann Kimmerle aus der Kemptener Straße, wenn er an das Votum denkt: "Nicht mal 50 Prozent der Bürger haben abgestimmt - und davon hat gerade mal die Hälfte für die Mehrheit entschieden."
Nichtsdestotrotz fordert Hugo Meyer die Stadträte nun auf, sich "vordringlich um einen verkehrsgerechten Ausbau des innenstädtischen Straßennetzes" zu bemühen. Konkret meint er, "die Sonthofener Straße im Anschluss an die Südspange" auszubauen. Darüber hinaus fragt der Anwohner aus der Otto-Keck-Straße, "warum sich keine Stimme gegen die Durchfahrt des Schwerlastverkehrs erhebt".
Mitbewohner umsiedeln
"Warum nicht besonders hart betroffene Mitbewohner umsiedeln?", schlägt Hans Koch aus Zaumberg vor. So wäre für viele Menschen "das Leben auf einen Schlag leichter".
Fast täglich fährt Oskar Bauer über die B308 in Richtung Oberstaufen. Dabei ist dem Sonthofener aufgefallen, "dass sich dort das Verkehrsaufkommen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt hat". Sein Vorschlag: "Die Autos vom Bodensee durch entsprechend große Verkehrsschilder rechtzeitig über die B12 nach Waltenhofen auf die B19 herumzulenken."
Auch Jörg Ritter aus Freidorf hat mehrere Anregungen: Den Roßkopfkreisel mit Querspange zur B19 umbauen, um so den Verkehr besser aus der Sonthofener Straße zu leiten; den Schwerlastverkehr bereits ab Kempten über die A980 umleiten; Kreisel künftig größer und mehrspurig planen sowie Förderungen von Flüsterasphalt und Schallschutzfenstern in den betroffenen Straßen prüfen.
Hermann Schafroth aus Sonthofen schlägt eine "direkte Zugverbindung morgens und abends" in Richtung Oberstdorf und Lindau vor, um den Durchgangsverkehr in Immenstadt zu verringern: Weil sie häufig umsteigen müssten, würden bislang vor allem ältere Reisende und solche mit Kindern ("weil sie viel Gepäck haben") lieber mit dem Auto als mit der Bahn fahren. Das würde vielleicht einige Ausflügler zum Zugfahren verführen. (kk)