Was ist eigentlich Respekt? Und wie setzen sich Menschen unterschiedlicher Sichtweise mit diesem Thema auseinander? Das wollte der Stadtjugendring bei seinem Jahresempfang wissen und lud zu einer Diskussionsrunde in die Bäckerstraße. Fazit des Gesprächs, wie der evangelische Dekan Jörg Dittmar formulierte: 'Wir müssen uns alle weiterentwickeln, was den respektvollen Umgang angeht.'
Wichtig sei beim respektvollen Umgang miteinander eines: Du bekommst, was Du gibst. So betrachtete der Dittmar das Thema von der theologischen und philosophischen Sichtweise und die ehemalige SPD-Stadträtin und Kinderbeauftragte Ingrid Jähnig aus der Perspektive von Familien. Werner Röll diskutierte aus der Position eines Gewerkschaftlers, Marcel Pester als Jugendhausbesucher und Klaus Meyer als Vorsitzender der Lebenshilfe. Stefan Keppeler (Stadtjugendrings-Vorsitzender) moderierte.
'Fehlender Respekt öffnet die Türen für Radikalisierung', eröffnete Verdi-Bezirksgeschäftsführer Werner Röll die Runde und ging mit seiner These besonders auf das Verhältnis von Arbeitnehmern zu Arbeitgebern ein. Sobald es im Arbeitsleben keine Regularien mehr gebe, würden die Menschen für eine Gewinnmaximierung ausgenutzt.
Er habe immer wieder Fälle, bei denen gerade Frauen aus wirtschaftlichen Gründen eine Teilzeit-Arbeitsstelle verwehrt bleibe.
Klaus Meyer von der Lebenshilfe knüpfte an die Argumentation von Röll an und mahnte, dass 'es der Mensch in jeder Hinsicht verdient, geachtet und anerkannt zu werden'.
Respekt im Arbeitsleben sei die eine Sache, respektvoller Umgang im Alltag die andere. Dabei sprach Dekan Jörg Dittmar den Umgang mit Jugendlichen an: Jeder Mensch sei ein Repräsentant Gottes. 'Und was auch immer wir machen, wir müssen bedenken, wie es ausgeht'. So sollte man laut Dittmar viele Jugendliche anders sehen, denn sie könnten im Alter eine künftige Pflegekraft sein. Beispielsweise Fachoberschüler Marcel Pester (20), der im Krankenhaus arbeitet. Bevor er jemanden respektlos behandle, bilde er sich seine eigene Meinung.
'Respekt muss Jugendlichen vorgelebt werden', ist sich Gewerkschaftler Röll sicher. So sah das auch Ingrid Jähnig: 'Wenn man von klein auf den richtigen Umgang vorgelebt bekommt, dann gibt man ihn im späteren Leben auch weiter.' Und wenn ein älterer Mensch der Jugend keinen Respekt entgegenbringe, dann dürfe er diesen Maßstab auch nicht an sich selbst anlegen.
Dem pflichtete Bürgermeister Josef Mayr bei, in dessen Familie man sich bis heute durch alle Altersschichten hinweg höflich grüßt, wie er erzählt.