Umgangssprachlich bekannt ist der morgige Tag als Palmsonntag. Eigentlich heißt der sechste Fastensonntag und zweite Passionssonntag mit lateinischem Namen Palmarum. An diesem Sonntag beginnt die Heilige Woche als Höhepunkt der 40-tägigen Fastenzeit und beim Gottesdienst wird des Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht, dem die Menschen mit Palmzweigen in den Händen zujubelten. Deshalb finden an diesem Tag auch in vielen Orten in Buchloe und Umgebung Palmprozessionen statt.
Aber was hat es eigentlich mit den sogenannten Palmboschen auf sich? Welcher Sinn steckt hinter der Prozession? In seinem Buch "Bräuche durch das Jahr" hat sich Herbert Sedlmair auch mit den Traditionen rund um den Palmsonntag beschäftigt. "Es ist nachweisbar, dass die Christen schon seit 400 nach Christus nach der Palmweihe Palmprozessionen durchführen. Es handelt sich also um einen sehr alten Brauch", erklärt der 66-Jährige. Die Palmprozession mit der Segnung der Palmboschen beginnt an einem Ort außerhalb der Kirche - in Buchloe an der Stephanskirche oder am Kriegerdenkmal - und ist ein öffentliches Bekenntnis zu Christus, dessen Königswürde offenbar wird.
Die Weiheformeln erflehen für die Palmen die Kraft, die Gläubigen gegen alle Übel zu schützen und alle Orte, an denen die Palmen aufbewahrt werden, vor Krankheit zu beschirmen und von teuflischen Anfechtungen zu befreien. In einigen Pfarreien gebe es noch die rollenden holzgeschnitzten Palmesel unter anderem in Landsberg und in Marktoberdorf. Früher half der geschnitzte Palmesel, den Einzug Jesu leibhaftig mitzuerleben, erzählt der Vorsitzende des Buchloer Heimatvereins. Heute gilt oft noch das Sprichwort: "Wer am Palmsonntag als Letzter aufstaut, isch dr Palmesel!" "Anstelle der Palmenwedel hat man in unseren Breitengraden die Weidenkätzchen zu Palmboschen umfunktioniert", erklärt Sedlmair. Buchszweige werden dazu als Friedenszeichen verwendet. Diese immergrüne Pflanze galt im Heidentum als Zauberbanner und als Symbol der Fruchtbarkeit.
Ursprünglich bestand der Palmbüschel aus zwölf Hölzern unter anderem Eiche, Holunder, Berberitze, Weide, Wacholder, Hasel, Buche, Birke, Stechpalme, Eibe und Thuja. Um die bösen Geister unter der Rinde auszutreiben, wurden die Palmstecken geschält und verziert. Holunderhölzchen, die im Osterschmuck eingebracht wurden, sollten mit ihrem Klappergeräusch Geister und Hexen vertreiben.
"Der alte Brauch, geweihte Palmzweige von der Prozession am Palmsonntag mit nach Hause zu nehmen und hinter das Kreuz in der Wohnung zu stecken, hat sich vielerorts erhalten", schreibt der engagierte Buchloer in seinem Buch. Damit soll Unheil vom Haus abgehalten werden. Wiederverwertet werden die Sträußchen auch. Denn es heißt, dass man gesegnete Dinge nicht wegwerfen, sondern sie verbrennen soll.
Und so kommt es, dass in der katholischen Kirche mit der Asche der verbrannten Palmboschen am Aschermittwoch des Folgejahres die Aschekreuze auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet werden.