Ein Trommelwirbel, die Aufforderung des Gautschmeisters "Packt an" - und schon musste der erste Lehrling daran glauben: Wehren half nicht, die Packer und Schwammhalter walteten mit festem Griff ihres feuchten Amtes. Das Medienhaus Eberl ließ zum Familientag im Rahmen des Jubiläums "150 Jahre Allgäuer Anzeigeblatt" die alte Tradition des Gautschens wieder aufleben und nahm acht "Jünger der wohledlen Druckerkunst" nach alter Sitte in den Kreis der Gesellen auf.
Der Buchdruckerbrauch des Gautschens lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Nach der Abschlussprüfung werden die Lehrlinge in einer Freisprechungszeremonie mit einem Schwamm gesäubert und mehrfach in einer Bütte untergetaucht - um "Jünger Gutenbergs aus diesen jämmerlichen Gestalten zu machen", wie der nach alter Zunftmanier gekleidete Gautschmeister Andreas Spießl den zahlreichen Zuschauern erklärte.
Zudem erläuterte er in blumiger Sprache, "was dazu gehöret, einen Gesellennamen zu tragen". Den Geist weiten und nicht großsprecherisch sein, Höflichkeit und Sitten wahren sowie "das Maul beim Scherzen im Zaum halten", gab er den jungen Männern mit auf den Weg. Und: "Saufet nicht, fresset nicht und geht nicht zu den Spielkarten () ein voller Wamst ist faul zur Arbeit und denkt schlecht."
Nachdem Thomas Ammann, Kevin Krumholz, Benjamin Pracht, Thomas Stumpf, Raimund Herbert, Daniele Lupo, Sebastian Steurer und Dominic Wührer die Druckertaufe überstanden hatten, lernte auch mancher "Ehrengäutschling" das kühle Nass in der Bütte kennen. Musikalisch begleitete die Eberl-Kapelle das Traditionsereignis. Das Gautschen war der Höhepunkt eines Familientags im Medienhaus Eberl. Geschäftsführer Ulrich Eberl blickte auf 150 Jahre Unternehmensgeschichte zurück und dankte seinen Mitarbeitern mit herzlichen Worten: "Vielen Dank - ihr macht einen großartigen Job."