Alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben Anspruch auf die Corona-Impfung. So sieht es die Verordnung des Bundes-Gesundheitsministeriums vor. Aber nicht alle bekommen eine Impfung. Eine Allgäuer Mutter, die verzweifelt versucht, ihre beiden minderjährigen Töchter impfen zu lassen, hat sich an all-in.de gewandt und möchte wissen: "Warum kann ich das nicht für meine Kinder entscheiden?" Selbst mit Impftermin werde man am Impfzentrum abgewiesen. Und das, obwohl bereits Ende Mai die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den von BioNTech/Pfizer entwickelten mRNA-Impfstoff Comirnaty für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren als ersten COVID-19-Impfstoff zugelassen hat.
Entscheidend: Die Empfehlung der STIKO
Wichtigste Grundlage: DieEmpfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), der auch das Robert-Koch-Institut folgt. Diese Empfehlung besagt, dass Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren nur dann geimpft werden sollen, wenn sie
- bestimmte Vorerkrankungen haben,
- im Umfeld von gefährdeten Personen leben, die sich selbst nicht schützen können oder
- einem arbeitsbedingt erhöhten Expositionsrisiko ausgesetzt sind.
Hier handelt es sich allerdings um eine Empfehlung, nicht um ein Gesetz.
Ärzte müssen sich nicht an die Empfehlung halten, aber...
Selbstverständlich können Impfärzte auch Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren impfen, die der Empfehlung nicht entsprechen (also gesunde Kinder ohne weitere Risikofaktoren). Gregor Blumtritt (46), ärztlicher Leiter der Impfzentren im Ostallgäu (Marktoberdorf und Kaufbeuren), bestätigt auf Nachfrage vonall-in.de, dass die Entscheidung, jemanden zu impfen, "grundsätzlich immer beim Impfarzt liegt." Das heißt: Ein Arzt muss der Empfehlung nicht folgen. Allerdings gibt es laut Blumtritt für die bayerischen Impfzentren eine Anordnung des Freistaates Bayern, dieser Empfehlung zu folgen, und auch Blumtritt selbst als ärztlicher Leiter der Impfzentren und Allgemeinmediziner mit eigener Praxis in Kaufbeuren folgt der Empfehlung.
Impfung ist dennoch möglich
In Deutschland herrscht Therapiefreiheit. Der Arzt entscheidet. Findet man beispielsweise einen Hausarzt, der das Risiko auf sich nimmt und dieser Empfehlungnichtfolgt, kann man seine Kinder impfen lassen. Laut Blumtritt tun sich Hausärzte ohnehin leichter, solche Impfungen entgegen der Empfehlung durchzuführen, weil bei ihnen "eine individuellere Behandlung möglich ist als im Impfzentrum." Allerdings werden das seiner Einschätzung nach die wenigsten Hausärzte machen. Die meisten folgen momentan der Empfehlung der STIKO und impfen Kinder und Jugendliche nur, wenn der Nachweis vorliegt, dass das Kind zur obengenannten Empfehlung passt.
Empfehlung bleibt vorläufig bestehen
Wie lange diese Empfehlung noch für die Impfzentren verbindlich und für Hausärzte und Kinderärzte richtungsweisend sein wird, ist momentan unklar. Die Diskussion darum ist in vollem Gange. Laut der Empfehlung prüfen das Robert-Koch-Institut, die Zulassungsbehörden und die STIKO kontinuierlich die Lage. "Bei Verfügbarkeit neuer Daten oder Erkenntnisse werden diese innerhalb der STIKO diskutiert und die Empfehlung wird ggf. angepasst", heißt es.