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Warum sich Spatz

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Warum sich Spatz

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    Von Klaus Kiesel Kempten - Am liebsten frisst er Käse, Schokoladeneis oder Nudeln. Er sieht gerne fern, dreht ab und zu eine Runde ums Haus und fühlt sich bei den Kemptener Familien Ünsal und Niedermeier pudelwohl. 'Piepsi gehört einfach zu uns', betont Mutter Gabi Ünsal. Der junge Spatz wohnt seit 27. Juni vergangenen Jahres bei den Nachbarsfamilien. Wie es dazu kam, das ist eine besondere Geschichte. An jenem Tag besuchten die beiden Freundinnen Laura Niedermeier (10) und Nina Ünsal (13) wie so oft einen Bauernhof. Als die Mädchen auf der Wiese ein Pferd füttern wollten, fiel ihnen auf, dass der Vierbeiner an etwas schnüffelte. 'Am Boden sahen wir ein rosafarbenes Ding zappeln', erinnert sich Nina - ein frisch geschlüpfter Vogel. Kurzentschlossen hob sie den kleinen Piepmatz auf. Offenbar war der Spatz aus einem vier Meter hohen Nest gefallen. Sofort machten sich die Freundinnen mit dem Tier in der Hand auf nach Hause und zeigten die jämmerlich piepsende Kreatur ihren Eltern. 'Anfangs waren wir völlig überfordert', erzählt Vater Jochen Niedermeier. 'Uns war nur klar, dass wir den Spatz schnellstmöglich füttern und warm halten müssen.' Als Mitglied des Landesbunds für Vogelschutz wusste Niedermeier auch wie: Er packte den Feldsperling in ein Körbchen mit Handtüchern und stellte es neben eine warme Lampe.

    Die Mütter Gabi Ünsal und Sandra Niedermeier mischten püriertes Hackfleisch mit Katzenfutter und Wasser. Mit einer Pipette tröpfelten sie dem Spatz den 'Babybrei' in seinen Schnabel - anfangs alle 15 Minuten.'Die ersten Nächte schlug sich meine große Tochter Miriam mit Piepsi um die Ohren', sagt Gabi Ünsal. Alle zwei Tage wechselten sich die befreundeten Familien bei der Aufzucht ab. Und natürlich bekam der Feldsperling auch viele Streicheleinheiten. Nach mehreren Flugversuchen konnte Piepsi knapp acht Wochen später von alleine starten. Doch der neue Hausbewohner dachte gar nicht daran, sich nun aus dem Staub zu machen - ganz im Gegenteil: 'Seither hüpft er meistens im Wohnzimmer herum, spielt mit den Kindern und will immer im Mittelpunkt stehen', so Gabi Ünsal. Nur bei schönem Wetter fliegt er draußen mit seinen Spatzenfreunden herum. Wenn Piepsi wieder rein will, pickt er einfach an die Scheibe. Knapp dem Tod entkam der Vogel aber nicht nur einmal: Eine flinke Katze habe ihn schon mal geschnappt und im Maul gehabt, erzählt Jochen Niedermeier. Weil ihr der Vater sofort hinterher lief, ließ sie von dem Feldsperling ab. Und erst vor kurzem flog Piepsi gegen eine Scheibe und brach sich den Schnabel: 'Da musste ich mit ihm zum Tierarzt. Der war erstaunt, dass wir es geschafft haben, einen aus dem Nest gefallenen Vogel aufzuziehen und so gut aufzupeppen.'Die beiden Familien glauben sogar, dass bald Nachwuchs vor der Tür steht. Sie haben nämlich beobachten, dass Piepsi in freier Natur eine kleine Freundin gefunden hat. Wenn es einmal brenzlig wird und Gefahr droht, dann verschwindet der neugierige Spatz einfach in seiner sicheren Festung - einem Vogelkäfig, in dem er nachts auch immer schläft. Vor Hauskater Micky hat der aufgeweckte Feldsperling aber keine Angst: 'Der ist bereits über 15 Jahre alt und viel zu langsam, um Piepsi zu erwischen', meint Mutter Gabi.

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