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Warum man ein Katzegschroi essen kann

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Warum man ein Katzegschroi essen kann

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    Kulinarische Fortsetzung des Mundart-Wettbewerbs der Heimatzeitung Westallgäu/Malleichen (ins). Was 'Katzegschroi' ist, weiß fast jeder Westallgäuer. Warum das Gericht so heißt, können nur wenige erklären. Die Gewinner des Mundart-Wettbewerbs der Heimatzeitung erfuhren die Hintergründe beim Westallgäuer Spezialitäten-Essen in der Badwirtschaft Malleichen. Der gemütliche Abend gemeinsam mit unserer Mundart-Jury war ihr Lohn für die gelungenen Vierzeiler..

    Um das Rätsel gleich zu lösen: Für 'Katzegschroi', ein typisches Montags-Essen, wurden früher die Fleischreste von den Rindsknochen gekratzt, welche tags zuvor mit dem sonntäglichen Siedfleisch gekocht worden waren. Wenn die Köchin die Knochen ordentlich säuberte, so weiß Mundart-Spezialistin Kathi Maurus, lockte der Fleischgeruch sämtliche Hauskatzen an, die lauthals ihren Anteil am Festtagsschmaus forderten. Das weibliche Geschlecht im Westallgäu hat offenbar besonders viel Poesie: Jedenfalls sind es drei Frauen, die vor Ostern von der Heimatzeitung für ihre Vierzeiler ausgezeichnet wurden: Gisela Müller aus Lindenberg, Marlies Berkmann aus Stiefenhofen und Fanny Fink aus Grünenbach hatten jeweils mindestens eine Handvoll preisverdächtiger Verse eingeschickt. Geehrte und Juroren trafen sich an einem lauschigen Abend im Biergarten der Badwirtschaft Malleichen, welche zum Preisessen eingeladen hatte. Die Wirtinnen Bernadette und Susann Maurus begrüßten ihre Gäste mit leckeren Schmalzbroten. Teilweise bereiten die jungen Frauen ihre Gerichte nach handschriftlichen Aufzeichnungen der in ganz Gestratz und Argenbühl bekannten Babette, einer früheren Malleichen-Wirtin, zu. So füllten sie die kredenzte Butter-Forelle mit einem dicken Büschel Petersilie. Die Fische selbst wurden kurz vor der Zubereitung aus dem Brunnen hinterm Haus gefischt. Ihre Kässpätzle servierten die Köchinnen angebraten in einer Eisenpfanne. Für das 'Katzegschroi' schließlich brieten sie nicht wie früher das Knochenfleisch, sondern in feine Scheiben geschnittenes, bestes Siedfleisch mit Eiern an. Und natürlich spart bei den Bratkartoffeln in Malleichen niemand an Butter. Nicht allein die Westallgäuer Küche versprach einen gemütlichen Abend: Wenn Dichter sich an einem Tisch niederlassen, ist für besten Gesprächsstoff gesorgt. Über die Schönheit unserer Landschaft unterhielt man sich, parlierte in breitem Dialekt über Spezielles und Alltägliches, und nicht selten begann ein Satz: 'Frihar hot ma' Hauptthema des Abends aber blieb die Mundart. In welchen Winkeln des Westallgäus die Mädchen 'Föhla' und in welchen 'Sputtla' genannt werden, versuchte die Runde zu klären. Aber nicht einmal der im ganzen Allgäu bekannte Karl Stiefenhofer wusste eine sichere Antwort. Unstrittig war bei Poeten und Jury, dass der Charme der Westallgäuer Mundart unübertroffen ist, und dass die Heimatzeitung im nächsten Jahr wieder eine Dialekt-Aktion auflegen sollte. Karl Stiefenhofer, derzeit voll eingespannt mit seinen Theateraufführungen von 'Rosen im Salz' in Eglofs, sprühte gleich vor Ideen: 'Ein Thema zum Dichten sollte man vorgeben, etwas ganz Alltägliches. Das Reifenwechseln zum Beispiel'. Ob er den Vorschlag ganz ernst meinte, war dem verschmitzen Gesichtsausdruck nicht zu entnehmen.

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