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Warten auf die spannenden Momente

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Warten auf die spannenden Momente

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    Von Klaus-Peter Mayr|Bad GrönenbachZu Theater und Oper hatte Karl Forster kein besonderses Verhältnis. Er fotografierte gerne, das war alles. Und dabei wäre es wohl geblieben, hätte ihn seine Frau Monika, eine leidenschaftliche Opern- und Theaterbesucherin, nicht irgendwann gedrängt, das eine mit dem anderen zu verbinden. Warum fotografierte er nicht mal Schauspieler und Sänger?

    Karl Forster befolgte den Rat. Eine gute Entscheidung, denn inzwischen ist der 58-jährige Bad Grönenbacher zu einem gefragten Theaterfotograf aufgestiegen, der nach Hamburg, Stuttgart, München, Wien oder Zürich reist, der bei den Bregenzer wie bei den Salzburger Festspielen auf den Auslöser drückt, der Operndiven wie die Gruberova oder Anna Netrebko auf Film und Chip bannt.

    Bevor sich Forster auf dem nationale und internationalen Feld auf Fotopirsch machte, agierte er auf der einzigen Profi-Theaterbühne im Allgäu. Im Landestheater Schwaben in Memmingen avancierte er zum Haus- und Hoffotografen. Bald reichte er seine Bilder bei der Wettbewerbs-Triennale 'Theater in der Fotokunst' in Novi Sad (Serbien) ein - und gewann 1980, 1983 und 1986 Goldmedaillen.

    Diese Erfolge öffneten ihm weitere Theatertüren. Etwa jene zu den Bregenzer Festspielen. Seit 1983 ist Forster im Sommer vor hinter und auf der berühmten Seebühne zu finden, die er als einen der schönsten Arbeitsplätze überhaupt bezeichnet.

    Dennoch ist die Theaterfotografie noch nicht zu seinem Hauptberuf geworden. 60 bis 70 Prozent seines Arbeitstages arbeitet Forster als Grafikdesigner. Sein Büro hat er in seinem geräumigen Haus im Bad Grönenbacher Ortsteil Zell eingerichtet. Doch immer öfter, vor allem wenn die Sommerfestivals über die Bühnen gehen, verlässt er Zell, um vor allem für Opernproduktionen Bildmaterial zu liefern, das dann in den Flyern und Programmheften, Zeitungen und Zeitschriften gedruckt wird.

    'Theaterfotografie ist wie Sport', sagt Forster. Gut vorbereitet geht er an seine Arbeitsstätten. Seine Frau informiert ihn vorher über die Handlung der Oper oder des Stückes. Er will die Abläufe kennen. Im Theatersaal analysiert er den Raum und das Licht. Dann muss er bereit sein für die spannenden, entscheidenden Momente, muss warten können auf die Höhepunkte. Und dann auf den Auslöser seiner Sony Digitalkamera drücken. 'Nur so funktioniert Theaterfotografie - sonst kommen keine guten Fotos raus', erklärt er.

    Viele Regisseure und Intendanten schätzen ihn deswegen. 'Er weiß, wo das Geheimnis des Theaters zu suchen ist - und fängt es mit der Kamera ein', schwärmt Walter Weyers vom Landestheater Schwaben.

    Dabei muss Forster selbst ein Stück weit Geheimnis bleiben. Im Grunde genommen sei der Fotograf ein Störenfried, vor allem, wenn er auf der Bühne agiert, sagt er. 'Am besten arbeitet man, wenn keiner gemerkt hat, dass man da war.' Wobei das nicht eine Frage des Standorts sei, sondern wie er sich verhalte und bewege, wann er auslöse - und wann er wegen einer heiklen Situation auch darauf verzichte. Inzwischen gebe es Regisseure, die nur ihn dabeihaben wollen. Er selbst hat fast immer seine Frau dabei, Forster brachte sie auch zum Fotografieren. Seit sechs Jahren sind sie als Team unterwegs.

    Karl Forster hat viele Preise gewonnen, Bücher mit Bildern bestückt, Ausstellungen organisiert. Bei der Theaterfotografie-Triennale in Novi Sad ist er mittlerweile zum Juror aufgestiegen. Bisweilen aber widmet er sich einem ganz anderen Thema. Demnächst zeigt er unter dem Titel 'Wärme 2' im Landestheater Memmingen erneut Bilder, die sich mit dem Leben von Obdachlosen beschäftigen.

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