Großes Interesse an Vortrag über Mobilfunk-Gefahren Marktoberdorf/Ostallgäu (mhu). Auf Einladung der 'Mobilfunkinitiative Ostallgäu' referierte Dr. Lebrecht von Klitzing im Modeon zur Thematik 'Krank durch Mobilfunk - alles nur Einbildung?'. Die Veranstaltung stieß auf große Resonanz. Auf den rund einstündigen Vortrag des unab-hängigen Fachmannes, der bis vor einem Monat an der Universität Lübeck tätig war, folgte eine rege Fragestunde.
Dr. Lebrecht von Klitzing brachte den Zu-hörern zunächst die technischen und vor allem biologischen Faktoren der Thematik näher. Er erläuterte zunächst die Entstehung und Wirkungsweise natürlicher und techni-scher Kraftfelder und erklärte, nach welcher Methode die derzeit gültigen Grenzwerte festgelegt wurden. Der Referent gab zu bedenken, dass bei dieser Definition nur die Temperaturentwicklung beim Menschen, der sogenannte thermische Eintrag, berücksichtigt wurde. Die Belastung, die von Mobilfunkgeräten und schnurlosen Telefonen mit DECT-System ausgehe, sei jedoch insbesondere durch die gepulste Strahlung bedenklich.
Nach Angaben des Referenten ist die individuelle Sensibilität auf derartige Immissionen von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Allerdings sei wissenschaftlich erwiesen, dass ein nicht-linearer Zusammenhang von Strahlung und Beschwerden bestehe, d. h. es gelte nicht die Prämisse 'Je mehr, umso schlimmer.' Alarmierend seien die Erkenntnisse bezüglich der Bluthirnschranke an einem Versuch mit Ratten, der drastische Veränderungen des Hirnes durch gepulste Stahlung im hochfrequenten Bereich nachwies. Als Forderungen formulierte der unabhängige Wissenschaftler, dass unabhängige Institute die biologische - nicht nur die technische - Relevanz dieser Strahlung fundiert feststellen sollten. Darüberhinaus sollte eine Koordination der Auswertung aller bisher vorhandenen - auch biologischer - Daten erfolgen und auch vor Markteinführung die biologische Verträglichkeit solcher Technologien geprüft werden.
Skepsis gegenüber Schutzsystemen
In der Diskussion beantwortete Dr. Leb-recht von Klitzing vielfältige Fragen zur Bedenklichkeit schnurloser Telefone. Neben den DECT-Systemen gäbe es im Handel auch analoge Geräte. Im Hinblick auf bauliche Maßnahmen empfahl der Wissenschaftler die Verwendung von Graphit-Netzen oder Graphit-Putz sowie den Einbau metallbedampfter Fensterscheiben, wenn ein Haus gebaut oder renoviert wird. Bedenken äußerte er zu den angebotenen 'Schutz-Systemen'. Von Klitzing führte an, warum Kinder und Senioren besonders sensibel auf Strahlungen sind und die Auswirkungen intensiver sein können. Mittels Blutuntersuchungen seien präzise Diagnosen möglich. Betroffenen kann in einer Spezialklinik bei Würzburg geholfen werden.
Bürgermeister Werner Himmer bedauerte, dass die Kommunen kein Mitspracherecht bei der Errichtung von Mobilfunk-Basisstationen haben. Auch könnten sie im Rahmen der Bauleitplanung keinerlei Einfluss nehmen.