Gemeinde Reutte: Haus im Ammerwald darf nicht bewohnt werden Reutte/Füssen (mar). Die sektenähnliche Gruppe um den Füssener Wolfgang Wankmiller hat ein weiteres ehemaliges österreichisches Zollgebäude gekauft: Das Zollamt Ammerwald zwischen dem Plansee und Schloss Linderhof. Der Gruppe gehört bereits das ehemalige Zollamt Weißhaus vor den Toren Füssens.
Alle Bedenken, die gegen den Verkauf des Zollamtes Ammerwald von der Republik Österreich an die Wankmiller-Gruppe vorgebracht wurden, konnten diesen nicht verhindern. Die Gemeinschaft hatte bei der zuständigen Landesfinanzdirektion Tirol in Innsbruck das höchste Angebot abgegeben. Mehr als den dreifachen Wert soll sie für für das Gebäude bezahlt haben. Sie stach damit unter anderem das Hotel Ammerwald aus - den einzigen Nachbarn in der abgelegenen Lage. Das Hotel wollte dort Unterkünfte für seine Mitarbeiter schaffen. Im Gegensatz zum Hotel, das für die Gemeinde einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt, fehlt der Wankmiller-Gruppe die Unterstützung aus Reutte. Der Marktgemeinderat hat sich deutlich dagegen ausgesprochen, an der rechtlichen Situation des Bauwerkes etwas zu ändern. "Es handelt sich praktisch um Freiland", erläutert Bürgermeister Helmut Wiesenegg: "Das Gebäude im Ammerwald ist nur für Zollzwecke quasi genehmigt - sonst zu nichts." Der Gemeinderat werde dort niemals zu Gunsten der Wankmiller-Gruppe ein Sondergebiet ausweisen. Sollten Gruppe-Mitglieder versuchen, in das Zollamt einzuziehen, würde das für ihn eine besondere Härte bedeuten: "Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als die Zwangsräumung anzuordnen", so der Bürgermeister: "Und da sind ja auch Kinder dabei." Die Gemeinde müsste Ersatzwohnungen beschaffen. "Das wäre ein ganz schönes Problem, aber in Reutte hat es das noch nie gegeben, dass wir jemanden auf die Straße gesetzt haben." Er appelliere dringend an die Gruppe, sich so einen Schritt gut zu überlegen. Wiesenegg rechnet damit, dass mehrere alleinerziehende Mütter versuchen könnten, mit ihren Kindern ins Zollamt Ammerwald einzuziehen. Für die Marktgemeinde Reutte brächten Neubürger im Zollamt Ammerwald eine ganze Reihe Probleme mit sich - vom Strom-, Wasser- und Kanalanschluss des Hauses bis zum Transport der schulpflichtigen Kinder: Rund 15 Kilometer weit führt die Strecke nach Reutte über eine kurvenreiche Bergstrecke, die im Winter regelmäßig unpassierbar ist. Wie berichtet, haben im Zollamt Weißhaus zeitweise die Mütter selbst den Unterricht übernommen . Eine Reihe der Kinder bestand jedoch einen Test der Bezirksprüfungskommission nicht und muss deshalb wieder in die Schule gehen. Für die übrigen ist noch offen, ob ihnen erneut ein Hausunterricht genehmigt wird. Einer Selbstdarstellung der Gruppe zu Folge, strebt sie die wirtschaftliche, kulturelle, politische und letztlich auch staatliche Autarkie und Autonomie an. Bürgermeister Wiesenegg sieht unterdessen einen "heißen Sommer" auf sich zukommen. Er rechnet damit, dass die Wankmiller-Gruppe die Marktgemeinde Reutte in einen Rechtsstreit verwickeln möchte, um das Zollhaus doch beziehen zu können. Dabei sehe er aber Reutte in einer glücklicheren Lage als Pinswang, so Wiesenegg: "Raumordnung und Bauordnung geben uns rechtliche Instrumente, die ein Bewohnen des Gebäudes unmöglich machen." Die Gemeinde Pinswang versucht derzeit, der Wankmiller-Gruppe die Nutzung des ehemaligen Zollamtes Weißhaus mit dem Argument zu untersagen, dass es laut Flächennutzungsplan nur als Zollamt ausgewiesen ist und nicht für private Wohnzwecke genutzt werden kann. Langfristig brächte die Wankmiller-Gruppe zudem weitere Probleme: "Bis jetzt hat die zwar noch keinen Unterhalt oder ähnliches in Anspruch genommen", so der Bürgermeister. "Wenn sich die Verantwortlichen verabschieden, bleiben der Gemeinde aber die Maßnahmen wie Sozialhilfe und so weiter." Bis hin zur österreichischen Rentenkasse, in die die Gruppenmitglieder bislang nie einbezahlt hatten. Von der Wankmiller-Gruppe selbst war keine Stellungnahme zu erhalten, welche Pläne sie für das Zollhaus Ammerwald hat.